Die Sonne im Bauch
Seit Wochen schon weiß ich, daß Okami (ein Freund aus einem anderen Forum) mich besuchen kommen wird.
Vor Wochen schon meinte er, er könnte vielleicht etwas „durchschneiden“ bei mir- etwas von mir abtrennen und ich fragte mich, was er damit meint. Da wusste ich noch nicht, was ich durchschneiden könnte.
Dann kam der Tag seines Besuches näher und das Thema war plötzlich klar. Eifersucht. Die letzte Beziehung. Ich wollte diesen Mann von mir abtrennen, alles was da noch hängt, ich wollte meine Kraft zu meiner Kraft zurücknehmen und seine zu seinem zurückgeben.
Klare Linie. Trennschnitt.
Kurz bevor Okami mit seiner Freundin hier eintraf, bekam ich Durchfall und Bauchweh, vor Nervosität und Aufregung. Gestern schon sagte ich zu meinem Freund: „Ich habe Angst!“
Und er fragte mich wovor ich Angst habe. Und ich sagte:“Daß ich meine Kraft zurück bekomme“.
Und ich stellte mir so vor: MICH mit meiner ganzen Kraft und es schien mir plötzlich unheimlich.
Und ich war mir gestern gar nicht mehr so sicher, ob ich meine Kraft wirklich zurück haben wollte, ob ich dann vielleicht mit der Verantwortung gar nicht klarkommen würde, wenn ich alles BEI MIR hätte.
Ob ich dann keine Ausflüchte mehr hätte, wenn ich GANZ wäre.
Als Okami dann da war, haben wir zuerst mal ordentlich gegessen.
Anfangs war uns beiden noch nicht klar, wie wir arbeiten würden, was wir machen würden. Plötzlich war ich mir auch nicht mehr sicher, ob ich meinen Freund tatsächlich dabei haben wollte und ich fragte ihn mehrmals, ob er tatsächlich dabei sein wollte.
Zuerst tauschten Okami und ich Geschenke aus- Bücher, Tabak, Räucherwerk, Schlangenhaut und Wolfspfote… ich kam mir vor wie beim ersten Zusammentreffen mit einem indianischen Medizinbruder….
Okami erklärte mir verschiedene Arbeitstechniken, um mir mal klarzumachen, was wir machen könnten.
Unter anderem eine Methode des „Fasern durchtrennens“. Mann stellt sich vor, daß aus dem Bauchnabel Fasern rausgehen, und diese Fasern haken manchmal bei anderen Menschen ein. Auch andere Menschen können bei mir einhaken. Und ich kann bei Menschen wo ich eingehakt habe Energie rausholen, und andere können bei mir einhaken und Energie rausholen.
Bei den eigenen Kindern ist es bis zum 18. Lebensjahr legal, wenn sie bei mir einhaken. Danach nicht mehr.
Man macht das auch unbewusst (ich schätze man macht es VOR ALLEM unbewusst)….
Aber in meinem Falle wusste ich, daß mein Ex bewusst bei mir eingehakt hatte und Energie raubte.
Als es an die Arbeit ging, schickte ich meinen Freund doch erstmal weg, denn im Zuge dieser Arbeit sollte ich meinen Ex rufen, mit meinen Fasern bei ihm einhaken, und ihm zuerst sagen, was ich gut fand an ihm, an unserem Zusammenleben, an unserer Beziehung
Okami rauchte für die Himmelrichtungen und bat die Wesen aller Ebenen, herzukommen und dabei zu sein. Ich spürte, wie sich der Raum füllte.
Dann räucherte er und reinigte meinen Körper- meine Aura mit einer Adlerfeder.
Als ich dann meinen Ex mit seinem Namen rief, und ihm sagte, er solle herkommen,
streckte ich die Fasern weit raus aus meinem Bauchnabel.
Ich konnte freier reden und fühlte mich halbwegs wohl, weil mein Freund nicht dabei war.
Danach sagte ich, was ich NICHT gut fand. Ich sagte ihm, daß ich es scheiße fand, daß er mich schwach machte um neben mir stark sein zu können, daß ich es scheiße finde, daß er mich manipuliert und ausgenutzt hat, daß er alles nur deshalb gemacht hat um selber davon zu profitieren.
Dann sagte ich: „Und deswegen will ich das abtrennen……. Und zwar……. JETZT!!!!“
Und in dem Moment, wo ich „JETZT“ sagte, schnitt Okami die Fasern durch.
Für meinen Körper war es ein richtiger Schreck, ich zuckte zusammen, und spürte, wie ich plötzlich wieder „ICH“ war.
Ein seltsames Gefühl.
Okami fragte mich, ob mir nochwas einfällt, ob ich vielleicht meine Eltern abtrennen will, aber ich hatte das mit meiner Mutter schon ind er Nacht nach der Familienaufstellung gemacht und fand es nicht mehr notwendig. Aber mein Vergewaltiger ist mir eingefallen.
Wieder die selbe Prozedur.
Ich lag da, rief den Mann der das damals getan hat. Sagte ihm: „Ich kenen Dich zwar nicht, und weiß nicht wie Du heißt. Ich weiß auch nicht, welche guten Eigenschaften Du hast, die ich loben könnte. Aber ich fand es scheiße, daß Du damals nicht aufgehört hast als ich schon geschrien habe. Ich fand es scheiße, was Du gemacht hast! Und ich will Dich abtrennen von mir….. und zwar……. JETZT!!!!“
Und ZACK schnitt Okami die Fasern durch, mein Körper zuckte wieder zusammen und ich grinste.
Geile Methode. Ich fühlte mich leichter. Mein Krafttier saß neben mir und schaute zu.
Hinterher bekam ich einen „Hochzeitskorb“ auf meinen Bauch gelegt. Ich reckte meine Fasern durch diesen Hochzeitskorb. In der Mitte – auf meinem Bauchnabel war ein Band befestigt, das den Nabel darstellte. Ich reckte meine Fasern durch diesen Korb. Und ich füllte den Korb mit allem, was ich loshaben wollte. Es fühlte sich tatsächlich so an, als würde ich einfach jede Menge Dreck und Schlacke reinfüllen. Eifersucht, Schmerz, Wut, Angst, Traurigkeit. Der Korb war randvoll.
Dann wurde der Korb umgedreht, mit der Öffnung nach oben Richtung Herz, und ich sollte ihn voll-träumen, mit Dingen, die ich mir wünsche für mich.
Und ich träumte ihn voll mit Vertrauen und Liebe und ich träumte, daß ich mir selbst genüge, daß ich mich selbst annehme und liebe so wie ich bin. Ich träumte von einem leben ohne Eifersucht und mit vollstem Vertrauen in alles.
Als der Korb voll war, und die Fasern alles zu meinem Herzen geleitet hatten, fühlte ich eine Sonne in meinem Bauch.
Eine wohlig-warme strahlende Sonne breitete ihre Strahlen aus, und ich fühlte gelb und warm und es war schön. Geborgenheit. Eine Weile lag ich da, mit dem Korb auf meinem Bauch, legte meine Hände auf diesen Korb, als wäre ich jetzt schwanger, mit einer kleinen Sonne im Bauch.
Danach stand ich auf und Okami erklärte mir die Bedeutung des Korbes nochmal genauer, aber die hab ich mir in der Aufregung nicht wirklich gemerkt.
Es war gut.
Dann kam auch mein Freund wieder zurück, und wir machten eine gemeinsame Trommelreise, jeder mit einem anderen Ziel.
Ich setzte mich also hin, Okami saß am Sofa, seine Freundin lag auf dem Schafsfell und mein Freund neben ihr und mir auch auf dem Boden.
Ich begann für die vier Hinmmelsrichtungen zu trommeln, mit verbundenen Augen, im Schneidersitz-so wie ich es immer machte.
Ich ging zu meinem Krafttier, und bat es, mich zu meinem verlorenen Seelenteil zu bringen.
Es flog mit mir ins Seelenhaus, und da saß ICH zusammengekauert auf dem Küchenboden.
So wie ich damals als ich den Nervenszusammenbruch hatte, auf dem Küchenboden kauerte.
Ich sah mich selbst von außen. Ich war schockiert, wie ich aussah. Die Haare hingen verschwitzt und verheult in mein Gesicht, mir war kalt, das Gesicht ganz verquollen von den Tränen. Ich ging auf mich zu, und sagte: „Ach Mädel, komm mal her, lass Dich in den Arm nehmen.“
Und ich kauerte mich zu ihr, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und tröstete sie, so wie ich damals gerne getröstet worden wäre.
Ich hielt sie eine ganze Weile einfach nur fest und streichelte sie und weinte ein bisschen mit ihr. Es war grausig, mich so zu sehen.
Ich bat sie, mit mir zu kommen. Zurück zu mir.
Und ich sagte ihr: „Schau, ich hab meinen Ex-Freund abgetrennt. Gerade vorhin. Alle Fasern sind durchgeschnitten! Er tut Dir nicht mehr weh! Er ist weg! Nichts mehr von ihm da!“
Und sie schaute mich an, und zögerte und wollte nicht mitkommen. Und da holte ich meinen Freund und sagte:“Schaumal, das ist mein neuer Freund. Siehst Du ihn? Er ist wirklich ein total lieber Kerl. Du wirst ihn mögen. Er ist für uns da.“
Und dann kam mein Freund zu uns dazu, und wir umarmten uns alle drei und ich fühlte, wie „sie“ nachgab und wir beinahe in der Umarmung verschmolzen. Und mein Freund streichelte ihr gesicht, und schaute ihr in die Augen, und ich spürte, wie ich da saß und Trommelte und Tränen hochkamen, ich schluckte, und beobachtete die beiden und wusste, daß sie zurück kommen würde. Daß alles in Ordnung war.
Ich erklärte ihr, daß sie in die Zigarette schlüpfen muss, die ich vorbereitet hatte, damit Okami mir den Seelenteil in mich blasen kann. Sie schlüpfte in die Zigarette und mein Krafttier flog mit uns zurück, mich auf seinem Rücken, und die Zigarette in den Krallen.
Als wir gerade so unterwegs waren, ließ er plötzlich die Zigarette fallen und ich zuckte zusammen und dachte: „Scheiße, er lässt sie fallen!„
In dem Moment war sie wieder in seinen Krallen, und er sagte nur: „War nur ein Scherz! Sie ist eh noch da!“
Ich musste grinsen. So kannte ich mein Krafttier gar nicht.
Als die Reise beendet war trommelte ich noch eine Weile für die anderen weiter, dann trommelte ich das Rückholsignal, und flog durch den Tunnel zurück in mein Wohnzimmer.
Okami nahm die Zigarette und blies mir den Rauch ins Scheitelchakra, und ich spürte, wie diese Energie durch mich rieselte…. Ich schluckte wieder und kämpofte mit den Tränen…. War das schöööön!
Und dann sah ich meinen Freund, wie er grinsend und mit ausgebreiteten Armen zu mir her kam, und ich umarmte ihn und freute mich und es war das erste mal, daß ich ihn als GANZE umarmen konnte. Ich sah die Freude in seinen Augen, und wahrscheinlich spiegelte sich darin auch die Freude aus meinen Augen. Es war herrlich...
Ich bedankte mich auch bei Okami und umarmte ihn.
Es ist gut, einen Helfer zu haben. Zusammen zu arbeiten. Ein ungewohntes, aber vertrauenserweckendes Gefühl.
Wir verbrachten dann noch einen interessanten Nachmittag, lachten viel, erzählten viel, schauten Fotos an, und schließlich fuhr Okami mit seiner Freundin durch den Schnee wieder nach Hause.
majun
ich habe genug vorstellungskraft, um dinge zu machen von denen ich keine ahnung habe