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Dieses Thema hat 16 Antworten
und wurde 4.873 mal aufgerufen
 Naturwesen
Seiten 1 | 2
Nora50 Offline

Sammler/in

Beiträge: 37

27.08.2009 15:10
#16 RE: Existenz der Naturwesen Antworten

Liebe Elfe Carolin,
vor einigen Wochen wurde im Münchner Süden gegen ein Vorhaben protestiert, das ein riesiges Waldgebiet und wunderbare Naturlandschaften zerstören würde. Ich hielt mich in den Wochen davor und auch danach sehr oft und lange in dem Waldgebiet auf. Es ist von den Menschen der nahen Großstadt besonders an Wochenenden "überschwemmt", aber fast alle Menschen bleiben auf den für sie angelegten breiten Forstwegen. Ich hingegen husche kreuz und quer und es ist unglaublich, welch geheimnissvolle Räume, welche Wildniss und Geborgenheit in diesem Wald zu finden sind. Uralte Eichen, die mir vor fast zwei Jahren Kraft und Energie für einen "Neustart" schenkten. In jedem Jahr Waldfrüchte, die in der Küche zu leckeren Marmeladen verkocht werden, aber auch Harze, Moos und Flechten, Kräuter zum Räuchern...
Es gibt in diesem Wald einen Abschnitt, der noch so ist wie vor Hunderten von Jahren, als die Bauern ihre Rinder und Schweine in die Wälder trieben, um sie an den Eicheln zu mästen. Das Waldstück heißt heute noch Eichelgarten und dort stehen uralte Eichen-Wesen. Der Boden strahl eine unglaubliche Kraft aus. Ich laufe da immer barfuss..
Es ist ein merkwürdiger Zustand: Ich gehe morgens hin und plötzlich wird alles um mich herum ruhiger, stiller.. Die Zeit vergeht und es ist, als wären hunderte Jahre vergangen, aber alles ist noch so wie es anfangs war. Zeit verging und doch bleibt alles gleich. Ist das die Ewigkeit? Oder ganz einfach die Gegenwart, die ja auch eine Ewigkeit ist.

Klar, dass alles belebt ist. Wir Menschen definieren "Leben" und meinen das, was uns erklärlich ist, was die Wissenschaft gnädigst "frei gibt". Doch "Leben" ist mehr, denke ich. Nicht nur Tiere und Pflanzen, auch der Stein, der in Symbiose mit den Moosen und Flechten lebt, auch jene für die meisten Menschen Unsichtbaren gehören zu diesem "Leben".

Ich pflücke Brombeeren, ich spreche mit den Spinnen, die manchmal die dicksten Beeren umsponnen haben, genau wissend, dass nicht nur Menschen von den dicken süßen Früchten angezogen werden... Ich gerate auf einen Wildwechsel und mir ist, als hätte mir ein kleines Wesen den Eingang durch den Dickicht gezeigt - und führt mich direkt in ein verborgenes Brombeerfeld... Die ganze Zeit befinde ich mich in einem Wohnbereich, durchschreite schattige Dichtungen, flirrende Farnkrautfelder, einen Jungbuchen-Wald auf dessen Boden goldene Kreise tanzen. Plötzlich trete ich raus auf einen Menschenweg, nur schnell wieder weg ins Unterholz! Ein verrotteter Fahrweg, überwuchert und doch verkündet er mir eine Geschichte dieses Waldes, der schon war, als es noch keine Menschen in dieser Gegend gab, und der hoffentlich noch sein wird, wenn es keine Menschen mehr geben wird.

Bevor es dunkel wird, gehe ich heim. Am nächsten Tag verkoche ich die Brombeeren. Wespen besuchen mich, angelockt vom süßen Duft. Am Balkon steht ein Teller mit einem löffelvoll neuer Marmelade. Sie schlürfen daran schon seit zwei Tagen. Emsig bearbeiten sie den süßen Berg, schleppen Stück für Stück in ihren Bau.
Ein Kreis schließt sich.

Nora

NA

Elfe Offline

Findende/er

Beiträge: 11

03.09.2009 18:22
#17 RE: Existenz der Naturwesen Antworten

Liebe Nora,

danke für deine poetische erzählung, war sehr schön zum lesen!

Liebe Grüße Carolin

Liebe sieht Liebe

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