Weiß…. Endloses Weiß….. Eine Wiese mit Schnee bedeckt- meterhoch. Und darüber der Himmel. Ebenfalls weiß…. Fast so weiß wie der Schnee darunter. Und der Horizont wäre kaum zu sehen, wenn da nicht dieser Baum wäre. Rabenschwarz. Blattlos- kahl- klar umrissen. Schwarz. Spuren im Schnee. Sie führen zum Baum. Ein Hase vielleicht. Und das ganze Szenario so unwirklich. Als wäre es eine weiße Leinwand mit einem schwarzen Baum… Und die Spuren nur angedeutet, ein wenig dunkleres Weiß. Und die Horizontlinie in hellem Grau. Und während ich es beschreiben möchte, erscheint mir jedes Wort zu viel. Denn das Bild ist minimalistisch. Einfach nur Weiß in Weiß. Und der rabenschwarze Baum zu dem die Spuren führen. Da ist keine Farbe außer schwarz und weiß und die kleinen grauen Spuren. Das Bild ist riesig groß. Ich möchte es malen. Ich möchte Gedichte darüber schreiben. Geschichten erzählen. Wortlos stehe ich da. Und betrachte das viele Weiß. Und den rabenschwarzen Baum. Und wenn ich einen Schritt gehe, dreht sich der Baum, ich beobachte ihn, wie er sich mit mir dreht. Er zeigt sich aus allen Richtungen. Ich gehe rund um den Baum herum. Und frage mich, ob ich mich um den Baum drehe, oder er sich um mich dreht. Das Weiß blendet meine Augen. Ich kneife sie fest zusammen und suche nach der Trennlinie zum Himmel. Da ist so viel. Und doch so wenig. Schnee und Himmel und Baum und Spuren. Sonst nichts. Und doch ist das ganze Bild ausgefüllt damit. Ich gehe zurück und beobachte den Baum aus den Augenwinkeln heraus. Und wieder dreht er sich- diesesmal in die andere Richtung. Oder ob die Spuren doch von einem Fuchs sind? Oder eine Katze? Man kann sie nicht gut erkennen, da der Schnee zu tief und die Spuren zu alt sind. Keine Spur von Frühling. Ob die Wiese darunter schläft? Wo versteckt sich die Sonne heute? Ich weiß daß hinter mir die Berge im Nebel liegen. Ich spüre sie im Rücken, starre aber nur auf diesen Baum. Auf das schwarz seiner Äste und seines Stammes. Was ist es für ein Baum? Ich weiß es nicht. Vielleicht ein Nussbaum. Es ist kalt und ich ziehe die Schultern hoch und stecke meinen Kopf in den Kragen meines dicken Wintermantels. Eine langgezogene graue Wolke erscheint im Weiß des Himmels. War sie vorhin schon da? Da fällt mir die absolute Stille auf. Ich lausche angestrengt. Ein Vogel zwitschert. Sonst nichts. Ohrenbetäubende Stille rund um mich. Eingebettet in Berge, vor dieser weißen Wiese aus Schnee, vor diesem Baum, die Spuren anstarrend, die Stille hörend, den Horizont betrachtend…. Finde ich heraus, daß es Dinge gibt, die man nicht beschreiben… Und nicht malen… Und nicht singen kann…
ein haiku dazu:
rabenschwarz der baum die schneebedeckte wiese leckt am himmels-weiss