Das Johanniskraut (hypericum perforatum)
Aussehen: 25 - 90 cm hoch; mehrjährige Staude; Stängel: 2-kantiger Stängel; im oberen Teil reich verzweigt; Blätter: die gegenständig angeordneten Blätter sind elliptisch oder eiförmig, ganzrandig und kahl; Größe schwankt zwischen 1,5 und 3 cm, helle kleine Punkte, die den Eindruck erwecken, als sei die Pflanze durchlöchert Sekretbehälter, die eine helle Flüssigkeit aus ätherischem Öl und Harz enthalten; Blüten: goldgelb, fünfzählig und mit schwarzroten Drüsenschuppen besetzt. Sie verfärben sich blutrot, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Blütezeit: Juni - September
Vorkommen: an Wegrändern, Dämmen, Feldrainen, in lichten Wäldern, Gebüschen
Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Flavonoide, Harze, Gerbstoffe und Rhodan, Hypericin
Pflanzenteile und Sammelzeit: Den oberen Teil des Krautes
Pflanzenteile: Wurzel Kraut Blüte Frucht Samen Blatt Rinde
Monat: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Tageszeit: Morgen Vormittag Mittag Nachmittag Abend Nacht
Mond: aufsteigend absteigend zunehmend abnehmend Voll Neu
Heilwirkung:
innerlich: angstlösend, leicht sedierend, steigert die nächtliche Melatoninsekretion schlaffördernd, sensibilisiert den Organismus für die Lichtaufnahme, erhöht die Verfügbarkeit der Neurotransmitter, tonisierend; Tee, Tinktur und Extrakt, aber kein Öl (da nicht antidep. Wirkt)
Äußerlich: antiphlogistisch (entzündungshemmend), adstringierend, fördert gute Narbenbildung, schmerzstillend, antimykotisch, antibakteriell, viruzid
Anwendung: innerlich: bei somatogenen und psychogenen Depressionen Leichtes bis mittelstarkes Antidepressivum, Angstzuständen, Erschöpfung, klimakterischen Beschwerden, Migräne, Schlafstörungen, Wetterfühligkeit, Bettnässen, manchmal Erhöhung der Leistungsfähigkeit, Tonisierung des Kreislaufes
Achtung: Es muss hoch und lang genug dosiert werden, weil der Wirkungseintritt erst allmählich erfolgt; die höchste Wirksamkeit entfaltet es nach 2 - 3 Wochen; 3 - 6 Monate lang einnehmen und wegen Lichtmangels möglichst nicht im Winter absetzen (Lichtmangel!)
Gastritis oder Colitis aufgrund einer Strahlentherapie
Tee: 3 x tgl. 1 Tasse; 2 gehäufte TL mit 1/4 l Wasser übergießen und bis zum Sieden erhitzen. Nach wenigen Minuten abseihen.
Äußerlich: bei Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen, Verstauchungen, Dekubitus, Amputationsbeschwerden, Sonnenbrand, Verbrennungen, Hexenschuss, rheumatische Beschwerden, Gicht,... Als Ölkompresse häufig wechseln, bei infizierten Knochenwunden Öltampon einsetzen, der einige Tage liegen darf, vorbeugende Einreibung von Krampfadern (offene Beine), um Unterschenkelgeschwür zu verhindern, Narbenbehandlung, Gürtelrose (zur Linderung) unbedingt behandeln lassen;
Öl: 25 g frische Johanniskrautblüten mit einem Mörser zerquetschen, mit 1/2 l Olivenöl ansetzen und zuerst unverschlossen (mit Gaze bedeckt) an einen warmen Ort stellen. Gelegentlich umrühren (gären lassen). Nach 3 - 5 Tagen Flasche verschließen und so lange dem Sonnenlicht aussetzen, bis der Inhalt eine leuchtend rote Farbe angenommen hat, abpressen, in gut schließbaren Flaschen dunkel aufbewahren.
Unverträglichkeiten:
es kann zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit kommen; bei Einnahme der "Pille" kann es zu einer Herabsetzung der Wirksamkeit kommen (v. a. bei hoher Dosierung)
Homöopathie:
Hypericum: zur Linderung von Schmerzzuständen, nach Gehirnerschütterung, bei Depressionen verschiedener Ursachen und bei Nervenschmerzen aufgrund von Verletzungen;
Magie:
Eines der wichtigsten Kräuter gegen alles Böse und Dämonische. Liebesorakel in der Johannisnacht: junge, verliebte Mädchen pressen die Blütenknospen aus, wobei sie an ihren Verehrer denken und achten darauf, ob der Saft rötlich oder farblos ist. Dabei sprechen sie: "Ist mein Schatz mir gut, kommt rotes Blut, ist er mir gram, gibt's nur Scham. Besonders zauberkräftig ist das Johanniskraut, wenn es zu Johannis gesammelt wird. Jäger bestreichen den Lauf ihrer Gewehre mit der Pflanze und erhalten dadurch Treffsicherheit. Ein Johanniskrautkranz auf Dach, Stalltür oder dem eigenen Kopf war Schutz vor Teufeln und Dämonen, aber auch Blitz und Feuer. Grünberger
Dem beschrieenen Vieh soll man Hartheu ins Futter geben. In vielen Gegenden war man überzeugt, dass das Johanniskraut ein Mittel gegen Donner und Blitz ist.
Als Blitzschutz hängte man Johanniskrautzweige unter das Dach. Man erzählt sich, dass einst ein fürchterliches Gewitter tobte. Da hörte man aus den Wolken eine Stimme rufen: "Ist denn keine einzige Frau, die das weiß von Hartenau!" Daraufhin hat ein altes, erfahrenes Kräuterweiblein das Kraut geholt und sofort ist das Unwetter gewichen.
In vielen Gegenden war man seit jeher überzeugt, dass es als Donner- und Blitzkraut ein probates Mittel ist. Als Blitzschutz hängte man Hartheuzweige unter das Dach - im Anhalt sagte man folgenden Volksspruch: "Hartenau und Dill, macht's Gewitter still."
Besonders zauberkräftig ist das Johanniskraut an seinem Namenstag. Man steckt es in die Winkel der Scheuer oder zwischen die Garben als Abwehrmittel gegen Ratten.
"Dost, Harthaw und Wegscheydt (Wegwarte) thun dem Teuffel vil leidt."
So steht es wörtlich in Bocks Kräuterbuch.
Besonders berühmt ist das Sonnwendkraut im Volksglauben wegen seiner antidämonischen Kraft. Als Blutkraut ist es dem Teufel, den bösen Geistern und allen Mächten der Finsternis über alle Maßen zuwieder.
LG Sabin