Daco Drachensohn
Es war eine stürmische Nacht, als Draconia in der Drachenhöhle nervös auf und ab lief.
Mit jedem ihrer schweren Schritte, ließ sie die Erde erzittern. Wo blieb ihr Mann nur?
Wiedereinmal fragte sie sich, ob es richtig war, ihn zu solch später Stunde noch auf Jagd zu schicken. Oh was hatte sie an Schmerzen jetzt zu erleiden. Sanft strich sie mit ihren Drachenkrallen über die geschuppte, aber weiche Haut ihres Bauches. Die Bewegung darin, konnte sie sehr deutlich spüren. Ein drachiges Lächeln umspielte die sonst sehr ernsten Gesichtszüge der großen Lady. Wieder durchfuhr sie der bekannte Schmerz. Rauch stieg aus ihrer Nase. Jetzt musste sie sich erst mal setzen. Ein Felsvorsprung hatte schon immer als Bett gedient, so ließ sie sich darauf nieder. Draußen begann der Sturm sich mit allen Winden zu bündeln. Draconia wurde Angst und Bange um ihren geliebten Drachen. Doch sie wusste wie stark seine Flügel sind, doch auch das beruhigte sie nicht wirklich.
Jetzt wird unser Drachenbaby zur Welt kommen und Draco ist nicht bei mir. Sie stieß einen kurzen Feuerschnauber aus und gab sich dem Schmerz hin. Es dauerte nicht lange und klagende Schreie drangen aus der Höhle, die den Berg erzittern ließen.
Draco wusste um die Umstände seiner Frau sehr gut Bescheid. Er versuchte sich zu beeilen, doch war es heute nicht leicht etwas Essbares zu finden. Unter ihm zog ein Ochsengespann eine schwere Fuhre Holz in Richtung Stadt. Viel zu nah war er an den Menschen bereits.
Sollte ich einen Ochsen mitbringen, fragte er sich. Doch gesehen zu werden, war ein weit größeres Risiko als einen Tag zu hungern. Er sah mit den dunkelgrünen Drachenaugen traurig zu Boden. Was sollte er zu Draconia sagen? Er fühlte sich unnütz. Der verdammte Wind wollte auch nicht abebben. Ja er sollte zur Höhle zurückkehren. In der Ferne sah er seinen,
ihren Berg. Ein schmerzerfüllter Schrei drang durch alle Sturmeswinde.
Jetzt stieg er hinauf, seine Flügel breiteten sich ehrfürchtig aus, am Boden sah er seinen Schatten, was ihn stolz machte. Er flog sehr schnell jetzt, da Rückenwind die Heimkehr erleichterte. Mit einem lautem Krachen landete er am Höhleneingang.
Ich hab auf dich gewartet, sagte Draconia sanft zu ihrem Gatten. Draco war ganz grührt und ging schnellen Schrittes zu seiner Geliebten. Als sie einen Flügel anhob, erblickte er etwas, was ihm den Boden unter den Füßen raubte. Sie lächelte zart, wie es für eine Drachenma nicht zarter ging. In ihrem Arm lag ein hellgrünes, schuppiges Bündel eingerollt.
Draco konnte seine Tränen der Rührung nicht mehr verbergen. Sanft strich er über des kleinen Drachens Schuppen. Es ist ganz der Vater, raunte sie ihm erfreut zu.
Wie soll er heißen mein lieber Gatte? Draco überlegte und grübelte ihm alle bekannten Namen durch. Seine Krallen am Kinn, so wie Menschen es taten, wenn sie sich solch schweren Fragen stellten. Da fiel ihm ein, Daco hieß der erste Drache seiner Urahnen.
Liebste, wir nennen ihn Daco!
So wurde in dieser Nacht, Daco Drachensohn geboren.........
Dacos erster Tag
Noch etwas klebrig, öffnete Daco seine Flügel. Gerade hatte Draconia ihn mit der spitzen Drachenzunge abgewaschen, um ihn bereit für seinen ersten Tag in Drachenland zu machen.
Doch der arme Kleine wusste nicht wie ihm geschah. Große Babydrachenaugen blickten zu Draco auf, der gerade am linken Eckzahn schliff. Ein feuriges Hüsteln drang aus Papa Dracos Rachen. Die Augen Dacos weiteten sich, noch nie hatte er so einen großen Drachen vor sich gesehen. Er bemerkte die narbigen Flügel, die ihm aber nichts über das ertragene Leid erzählen konnten. Ehrfurchtsvoll senkte er seinen Blick vorm eigenen Vater.
Dieser hatte natürlich längst gemerkt, wie es den Kleinen fürchtete. So ging er langsamen Schrittes auf Draconia und seinen Sohn zu. Legte sanft sein Kinn auf ihre Schuppenschulter und blickte freudig und mit voller Drachenliebe auf Daco. Die Iris seiner Augen veränderte sich total und Daco wagte es zu ihm aufzuschauen.
Er sagte mit flüsterleiser Stimme, :“Papa?“. Es hat den alten Drachen vor Freude so gerührt, dass eine heiße Träne an Draconias Schuppenkleid hinab lief.
Komm mein Junge, sagte Draco sanft, lass uns sehen, ob ein kleiner Drache schon fliegen kann.
Zusammen verließen sie die Höhle, um auf einem kleinen Felsvorsprung die erste Flugstunde zu starten. Draco hielt seinen Sohn fest am Körper und stieß sich kräftig ab. Der Wind war abgeflaut im Laufe der Nacht und gerade begann es zu dämmern.
Sie stiegen weit hinauf und als Draco das erste Licht sah, sagte er:“mein Sohn, das ist die Sonne, sie wärmt unser Herz, lässt uns jeden Tag in etwas Licht blicken“.
Daraufhin wusste Daco, dass er in den Armen seines Vaters gut aufgehoben war.
Flugschule
Es war einige Zeit vergangen und Daco konnte schon einen leichten Wind mit seinen Flügeln erzeugen. Wieder einmal stand er mit seinem Vater vor der Drachenhöhle und übte sehr angestrengt. Wenn ich doch nur einen einzigsten Drachenzähler nach oben käme, sagte er sich und landete an diesem Tag schon das dritte Mal auf der schon leicht eingedellten Nase.
Draconia schaute ihren beiden belustigt zu. Die Flugkunst wird er von mir geerbt haben, dachte sie sich, denn auch sie konnte erst ab dem hundertsten Drachenjahr fliegen. Sie verzog sich lieber um ein Lämmchen mit kräftigen Feuerstößen zu brutzeln. Von draußen hörrte sie nur immer wieder ein lautes Krachen und markerschütterndes Brüllen von Draco.
Mit leicht eingezogenem Kopf kam der Kleine in die Höhle und setzte sich an den wirklich riesigen Drachentisch. Auch Draco hatte ein Hungergespür. Alle zusammen ließen sich das vorzüglich gegrillte Lamm schmecken. Draco merkte wie zögerlich sein Sohn an diesem Tag das Futter zu sich nahm. Er sagte zu seiner Frau :“wir sollten ihn auf die Drachenflugschule schicken, hatte dir das nicht früher auch geholfen?“. Draconia nickte, etwas peinlich war es ihr schon vor ihrem Sohn solch Offenbarung zu hören.
"Ich werde heute Nachmittag mit Daco zum alten Drachen fliegen um ihn dort zum Unterricht melden. Dein Bruder wird es schon schaffen, unseren Kleinen in die Lüfte zu bringen".
Daco bekam es mit der Angst zu tun. Was hörte er da? Schule? Was ist Schule und vor allem wer war Papas Bruder? Durch so viele Fragen gequält verdrückte er sich in seine Spielecke, um die Drachensammelspielknochen neu zu sortieren. Die Zeit verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge und Draconia holte ihren Sohn, um ihm noch schnell die Schuppen aufzufrischen. So begannen sie ihren Flug aus dem Drachenland, um rechtzeitig in Blutdrachenland zu sein.
Blutdrachenland hatte wunderschöne Täler, die im letzten Sonnenlicht blutrot erschienen und daher stammte der Name. Daco war ganz angetan von der neuen Umgebung und Mutter erzählte ihm alte Geschichten. Doch kaum beruhigten sie den schon zitternden Kleinen.
Ganz weit am Horizont entdeckte er eine Flatternde Fahne. Als sie näher kamen stellte er fest, dass auf dieser Fahne ein schwarzer Drache zu erkennen war. Mutter hielt noch schnell, ganz nach den Drachenverkehrsregeln ,den Flügel nach rechts, bevor sie in die Schlucht einbog.
Da sie der Landung immer noch nicht so mächtig war, dachte sie sich lieber, nicht gleich vor die Haustür zu plumsen, sondern etwas weiter weg zu landen.
Es tat einen lauten Kracher als sie aufsetzten und klein Daco landete in einem Dornenbusch.
Mit lautem Geschrei entfernte er sich die letzten Stacheln aus den Schuppen und sah leicht verschmitzt zu seiner Mutter auf. Plötzlich und vollkommen unerwartet drang ein lauter Brüller in sein Drachenohr. Dracoooooooooooniiiiaaaaaa! Sie drehte sich entsetzt in die Richtung des lauten Schreies und erkannte sofort, dass sie sich verraten hatte mit dieser Landung. Ein riesiger schwarzer Drache erschien vor Dacos Augen. "Mama, wer ist das?", fragte er leise. "Mein Sohn das ist deines Vaters Bruder, es ist dein Onkel Sanguis, er ist Oberdache in seiner eigenen Drachenflugschule".
"Guten Abend Schwager", raunte sie ihm etwas gereizt zu. "Draconia hast du das Landen noch immer nicht begriffen", fragte Sanguis neckisch. Doch warte, hast du etwa meinen Neffen mitgebracht? Er schaute sehr erfreut auf Daco nieder. Der Kleine war wieder baff und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er räusperte sich und grüßte etwas verhalten, da er die muskulösen Flügel noch immer bestaunte. "Kommt lasst uns einen Ochsen verputzen, meine Frauen haben ihn schon so gut wie durch", sagte Sanguis und zog die beiden im Schlepptau hinter sich her. So zog Daco ins Blutdrachenland ein, um in vielen Drachenjahren des Fliegens mächtig zu werden........
Dracy Drachenkralle
Langsam wurde es Zeit für Daco sich von seiner Mutter zu verabschieden. Sie hatten gut gespeist und die letzten Kalbsknochen sortierte er gerade in seine neue Ochsenanatomiesammlung ein. Draconia beobachtete ihren Jungen, wie er so unschuldig und voller Geduld, die noch etwas unsauberen Knochen mit den linken Backenzahn säuberte. Sie lächelte, denn bei diesem Spiel zog Daco unmögliche Grimassen und seine kleinen spitzen Milchdrachenzähne, die schön weiß blitzen, kamen zum Vorschein. Sie schnaubte kurz auf und fragte den kleinen sehr streng, ob er seine Zahnpaste (die mit dem Biber) dabei habe. Daco ging daraufhin zu seinem Sportbeutel und nahm Badebürste, Tücher und letztlich auch die Zahnpaste heraus und zeigte sie stolz seiner Mutter.
Aus dem kleinen Drachenkrallenpflegeset fiel ein Bild, was Draconia schon lange suchte. Es war doch tatsächlich ihr Hochzeitsfoto mit Draco. Es war genau Jenes, welches zeigte, wie der Wind gerade unter ihr Minikleid blies und das erotische, rote Strumpfband zum Vorschein kommen lies. Mit einem leichten Hauch rosa um ihre zarten grünen Wangen, versuchte sie die Situation zu meistern und ging gar nicht erst darauf ein.
Sie stand auf und ging zu Daco hinüber. Zärtlich verabschiedete sie sich von ihrem Jungen und eine Drachträne, die mindestens so groß wie ein Straußenei war, lief ihre Wange hinab.
Auch Daco berührte dieser Abschied sehr und er wollte nur noch alleine sein. Er ging aus Onkel Sanguis Höhle und fand einen wunderschönen, einzeln stehenden Baum, der gänzlich in der Form eines riesigen Schirmes war. Mit sehr schwerem Herzen setzte er sich darunter und lehnte sich an den knorrigen Stamm.
Mindestens eine viertel Drachenstunde muß vergangen sein, als er plötzlich und vollkommen unverhofft, einen Atem in seinem Rücken spürte. Er horchte auf denn an seine spitzen Ohren drangen leise, doch sanfte Worte, die ihm jetzt mehr als Recht waren. Die Stimme erzählte eine Geschichte, die er noch nie zuvor gehört hatte. Er lauschte, wie sie begann von Wiesen mit unscheinbar hohem Gras zu erzählen. Einst, vor hundert Drachenjahren, soll es noch so viele ihrer Art gegeben haben, das Drachenmädchen in liebevollen Blumenkränzen tanzten, sich lachend Lieder vorsangen und einfach Spaß hatten. Er träumte von einem Mädchen, ganz in hellgrün, denn das war seine Lieblingsschuppenfarbe bei allen Drachen.
Im Traum nannte er sie Dracy Drachenkralle und sie hatte wundervolle Augen. Richtig drachig, hätte er zu seinem Vater gesagt. Er ging durch die Wiese um diesem tanzenden Hellgrünling näher zu kommen. Lief so weit, dass er sie fast berühren konnte und fragte sie nach der Art der Blumen, die sie auf ihrem Kopf trug. Dracy antwortete, es sei die Drachetraumblume und in jedem Traum würde sie ihre Farbe ändern. Daco sah die Blume heute leuchten wie Feuer und begann in seinem Umfeld, nach einer ähnlich schönen Farbe zu suchen. Ganz entfernt fand sein Blick wonach ihm verlangte. Er sagte Dracy, das er gleich zurück sein würde, mit einem kleinen Geschenk für sie.
Ihr Lächeln ist geblieben, als er langsam erwachte und sehr deutlich Onkel Sanguis Stimme hinter sich hörte. Sanguis fragte jetzt leise, ob Daco diese Geschichte gefallen habe und der kleine Drache konnte kaum fassen, dass sein Onkel solch liebe Sachen, die ihn zum Träumen brachten, erzählen konnte. „Komm mein Junge“, sagte Sanguis und beide gingen langsam zur Höhle zurück, es begann zu dämmern.....
fortsetzung folgt ....
lg mia