... fließen ineinander - wer sagt mir, wo was beginnt und wo es endet?
Ich gehe wiedereinmal in den Wald zu meinen Freunden - uralte Eichen. Großteils freundliche Wesen, kraftspendend, tröstend, Geborgenheit gebend; manch eine ist aber abweisend, streng - komm mir nicht zu nah, ruft sie mir schon von weitem zu.
Eine besonders schöne, sehr alte Eiche fiel vor zwei Jahren während eines Sturms. Lange lag ihr mächtiger Leib hingestreckt, zerborsten. Wie oft habe ich sie umwandert, gestreichelt, ihr gesagt, wie sehr ich sehr verehre und wie ich daran denke, welche Zeiten sie erlebt hat, was sie erlebt haben mag. Welche Tiere krabbelten auf ihr herum, bekamen durch sie und von ihr Nahrung? Wieviele Menschen fanden in ihrem Schatten Trost und Ruhe? Wieviele Monde hat die alte Eiche gesehen, wievielen Stürmen und Gewittern hat sie getrotzt?
Und nun liegt sie da und ihr Körper versinkt langsam in Mutter Erde.
Eines Tages war sie nicht mehr da. Die Forstarbeiter hatten ihren schönen Leib mitgenommen und ich hoffe, man geht damit ehrfurchtsvoll und sorgsam um. Ich hoffe, die Menschen, die auf dem Holz der alten Eiche ruhen, arbeiten oder andere Dinge tun, tun dies zu ihrem Besten.
So schreite ich dahin und denke an die alte gestorbene Eiche und komme an den Platz, an dem sie stand. In nächster Nähe steht eine weitere Eiche, einiges jünger, aber auch sie hat schon viele Hunderte Monde gesehen, lange ehe es mich oder meine Großmütter und deren Großmütter gab. Ich umkreise den Baum und trete mit ihm in Kontakt. Seine Haut ist rauh, aber ich spüre das Pulsieren darunter und ich sehe die Wurzeln, die untrennbar mit Mutter Erde in Verbindung sind.
Nach einiger Zeit setze ich meinen Weg fort. Auf einmal ist mir, als nähme ein Hand die meine und ich höre den Waldboden unter Füßen knirschen - neben mir. Er geht neben mir, umfaßt mich, drückt mich an sich und ich spüre wie ich eins werde mit ihm. Still ist es und die Zeit hält den Atem an. Wer bist du? Ich kann es nicht formulieren und doch weiß ich, dass ich ihn kenne, er ist mir vertraut. Lächelt er? Umfängt mich sein Geruch nach Laub und Fell und der klaren Luft des Waldes? Es ist da, doch wenn ich es denke, es fassen will, ist es entglitten - wie nach einem Traum, an den man sich nicht erinnern kann - der entschlüpft, sobald man glaubt, das Bild erhaschen zu können...
Wir gleiten auseinander, er geht, ich gehe... ich weiß, wir sehen uns wieder, ich weiß ja, wo er ist, wo ich ihn finde... Völlig durcheinander und wie benebelt setze ich meinen Weg fort.
Tagtraum? Phantasie einer in die Jahre gekommenen, mannlosen Frau?