Da bin ich nun…
Mit all meinen Ängsten, mit meinem Hass, mit meiner Eifersucht, mit meiner Wut und Hilflosigkeit. Ein dickes fettes Stachelschwein, mit spitzen langen schwarz-weiß-denkenden Borsten, die jeden Angreifer spitz in die Hände stechen. Blutend hängen meine Angreifer an meinen Stacheln und können mich nicht verletzen, können mich auch nicht erreichen.
Und ich klammere mich fest und will nicht loslassen. Loslassen würde doch bedeuten, mich nackt vor meine Angreifer zu stellen, und zu sagen: „Ich habe meine Stacheln abgelegt, nun steh ich nackt vor Dir und mach nun mit mir, was Du willst.“ Natürlich könnte ich das nicht.
„Ich zeige meine Schwäche und bin Passiv, weil ich Frieden will.“
Oder ist es so, wie ein Mönch sagte, dass man aktiv und stark sein muss, um Frieden halten zu können in Zeiten wie dieser?
Aber will ich Frieden überhaupt? Will ich raus aus dem Kreis der Hilflosigkeit, der Angst, der Wut, des Hasses?
Woher kommt diese Angst überhaupt? Woher kommt die Wut? Woher kommt die Eifersucht?
Die Angst kommt aus mir. Aber wie ist sie entstanden?
Ich gehe zurück. Weit zurück.
Sehe Sterne, das Weltall. Dort bin ich hergekommen.
Meine erste Inkarnation nennt sich Lemurien. Das habe ich erst jetzt wieder erfahren.
Damals wusste ich nur, dass es bedeutet, dass die Erde heil ist, dass die Menschen heil sind. Keine Häuser, keine Strassen, keine Autos. Nur Natur pur. Nur Bäume soweit mein Auge blicken kann. Lachende Naturvolkkinder. Harmonie und Frieden.
Später kam Atlantis. Ein großer Bergkristall war es, der es ausmachte. So groß, dass wir ihn uns nicht vorstellen können. Und die Stadt Atlantis bestand aus riesigen Spiegelbauten.
Menschen die einfach und spirituell und in Harmonie lebten, aber doch Leid erfahren mussten.
Eine Gruppe Wissenschaftler meinte, sie könnte durch ihre Intelligenz etwas ändern. Sie bauten Labors in den Glasbauten über der Stadt. Riesige Labors, in denen Genmanipulation erforscht wurde. Gehirne sollten verändert werden. Eine Menschenrasse sollte entstehen, die intelligenter war als alles andere. Mit der Urquelle standen diese Wissenschaftler in Verbindung. Und mit zwei großen Lichtsäulen namens „weibliches Prinzip“ und „Männliches Prinzip“.
Die Urquelle sollte ihren Größenwahn unterstützen und ihnen helfen, diese Rasse zu schaffen, die so intelligent sein sollte, dass die Visionen nicht wahr werden würden.
Visionen von Kriegen, von Umweltverschmutzung, von Leid und Machtspielchen.
Die Wissenschaftler wollten Menschen erschaffen, die so klug waren, dass die Visionen unmöglich wahr werden konnten.
Die Wissenschaftler ärgerten sich, dass die Urquelle die Menschen so dumm gemacht hatte.
Sie verstanden nicht, warum die Urquelle dumme Menschen erschaffen hat. Hat sie es bewusst gemacht, um den Menschen das Spiel von Werden und Sein und Vergehen aufzuzwingen?
Die Urquelle half ihnen jedenfalls bei ihrem Experiment nicht. Auch die Lichtsäulen halfen ihnen nicht. Das Projekt platzte.
Vor Wut schlugen die Wissenschaftler Atlantis mit Schwertern kurz und klein. Das Glas splitterte, der Bergkristall zerbrach.
Atlantis versank.
In den nächsten Leben kam die Wut vor der eigenen Dummheit. Die Angst vor dem Versagen. Das Ur- Vertrauen war weg. Die Lichtsäulen- konnte man ihnen vertrauen?
Zweifel entstanden und Hass und Wut und Eifersucht und Neid und viele andere negative Dinge entstanden.
Wir wollten vom Baum der Erkenntnis essen, und haben versagt. Kläglich versagt.
Aber war es überhaupt sinnvoll was wir da machen wollten?
Dunkle Zeiten kamen. Einige Götter hatten Mitgefühl und halfen uns, die Last zu tragen. Buddha, Jesus, Allah, und viele andere- sie sind gekommen um uns einen Teil der Last abzunehmen.
Heute sind wir wieder so weit, wie damals in Atlantis.
Und diesesmal müssen wir durch die Dinge gehen, um zu lernen, um zu sehen, was wir verlassen werden, wenn wir gehen.
Die Visionen von Atlantis sind wahr geworden- wir konnten es nicht verhindern.
Und noch immer klammern wir uns an die Ängste und an die Hilflosigkeit und glauben, dass wir Versager sind, und dass wir untergehen, wenn wir loslassen und vertrauen- uns dem Ur- Vertrauen hingeben.
Und da stand ich nun.
Mit all meinen Ängsten und all meiner Wut und all meiner Hoffnungslosigkeit und Eifersucht.
Und ich lasse los- ganz vorsichtig löse ich meine verkrampften Finger davon und lasse langsam los…. und…..
…ich fliege…. und wo fliege ich hin?
Ich fliege zurück zur Urquelle und bemerke, dass ich selbst mein Schöpfer bin, dass ich selbst Gott bin. Und ich vertraue mir plötzlich. Und ich habe keine Angst mehr, weil ich gesehen habe, was diese Angst bewirkt.
Und ich bin nicht mehr Hoffnungslos, weil ich gesehen habe, was diese Hoffnungslosigkeit bewirkt.
Und ich habe keine Eifersucht mehr in mir, weil ich gesehen habe und erlebt habe, was diese Eifersucht bewirkt. Und ich fange wieder an zu leben, und komme von den Sternen und sehe von ganz weit oben ein Land, in dem es keine Häuser und keine Autos und keine Strassen gibt, wo alles voller Bäume und Flüsse ist und die Menschen glücklich sind und in Harmonie leben.
Und dieses mal weiß ich, dass ich alles loslassen darf und frei sein darf.
Und jetzt kocht Johannes Ravioli für mich, weil ich diese Geschichte so schön geschrieben habe.
Mahlzeit.
sedna
als sich erkenntnis in meinem bewusstsein ausbreitete,
wuchsen fische und meeressäuger aus meinen abgeschnittenen fingern, ich wurde zu nahrung, wurde SIE, die für ihre gemeinschaft sorgt, nicht länger opfer.
(aus der legende von sedna)