Aus einem Buch, welches ich gelesen habe, und
welches schon irgendwas mit Magie zu tun hat ...
und vielleicht wird es die Emanzenhexerln hier ein wenig beschäftigen ... mal sehen ...
würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung dazu schreiben würdet =)
bb, s´otterchen
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Inhuman wie die Natur
Die wilde Frau ist ganz anders, als wir uns erhofft haben. Sie ist nicht nett, nicht nachsichtig, man kann sie nicht bezaubern, nicht beschwatzen. Sie bezeichnet unsere Schwächen als schwach und unsere Stärken als selbstverständlich. Sie redet niemals >über< die Dinge, und so gesehen weiß sie nicht viel. Sie ist, wie ich schon gesagt habe, inhuman wie die Natur. Das muss sie sein, denn wäre sie es nicht, wäre sie geneigt, es uns leicht zu machen, dann könnte ihr Mitleid mit uns verhindern, dass wir ein wirkliches Leben führen. Es ist diese Stärke, inhuman zu sein, die ihr die Kraft und Autorität gibt, unsere Grenzüberschreitungen herbeizuführen. Es ist das Gesetz der Furie.
Dies ist ein Wesenszug, der dem Weiblichen grundsätzlich innewohnt und der auch von großer Bedeutung ist. Wenn überhaupt, so habe ich mich mein Leben lang vor allem vor Frauen gefürchtet. Zwar sind auch Männerzum Fürchten, aber es ist doch eher ihre potentielle Gewalttätigkeit oder Dummheit, die man ernst nehmen muss, zumindest sobald und solange sie mit Macht über irgend etwas ausgestattet sind.
Darüber hinaus sind Männer eher leicht zu durchschauen und einfach zu haben. In uns Frauen dagegen gibt es eine Fähigkeit zu gnadenloser Härte, die beispiellos ist. Wer den Zorn oder gar den Hass einer Frau auf sich gezogen hat, der wechsle am besten Arbeitsplatz, Namen und Wohnort und baue sich anderswo eine neue Existenz auf, denn auf diesen Menschen kommen fürlange Zeit ernste, schlafraubende, fürchterliche Schwierigkeiten zu.Diese Fähigkeit der Frauen zur konsequenten Härte macht einen großen Sinn für unser Leben und geht weit über die für unsere Erde vergleichsweise unbedeutende Interessenverfolgung menschlicher Belange hinaus.
Ich habe die Bedeutung dessen in einer Geschichte gefunden, die über Tanna, eine Berggöttin aus den Marmaròles, einem Bergzug in den Dolomiten, erzählt wird.In dieser Geschichte wird berichtet, wie die Croderes, die Felsensöhne in den Marmaròles, welche weder Leid noch Liebe kannten, Tanna zur Königin über die Berge ernannten. Doch Tanna hatte sich in die Menschen verliebt, weil es ihr gefiel, dass sie von ihnen verehrt wurde, und darum gebot sie den brausenden Bächen, den Steinschlägen und donnernden Lawinen nicht mehr im Sinne der Natur, der felsgeborenen Croderes, sondern im Sinne der Menschen. Sie glaubte nicht daran, dass die Menschen sie nur deshalb verehrten, weil sie die Macht besaß, über die Natur zu gebieten, sondern sie glaubte, die Menschen honorierten ihre Nettigkeit und Harmlosigkeit.
Ohne die Lawinen, die Steinschläge und mit den nun nur mehr sanft herabrieselnden Bergbächen war alle Ordnung im Reich der Berge gestört. Das einst so ernste und einsame Reich der Marmaròles war damit gezähmt und wurde ein Tummelplatz der Menschen. Die wilde Pflanzen- und Tierwelt begann unter dieser einseitigen Ungerechtigkeit zu leiden. Am Ende kehrte sich Tannas Weichherzigkeit auch gegen die Menschen. Der Schnee, der nicht mehr zu Tal fallen durfte, türmte sich zu Firn und Eis und wuchs sich zu einem Gletscher aus, der die Berge langsam unter sich begrub. Nun gab es kaum noch Weideplätze, die Menschen mussten weiter und weiter in die Täler zurückweichen.
Plötzlich, auf der Suche nach der Ursache, schlug ihr Verdruss in Hass um, und sie beschuldigten Tanna, die Eishexe, wie sie sie nun nannten, den Gletscher verzaubert zu haben, damit er Schaden über die Menschen bringe.
Auch Tanna bekommt in dieser Sage Gelegenheit, sich auf ihre inhumane Wildheit zu besinnen, und kehrt schließlich wieder auf die Berge der Marmaròles zurück, wo sie seitdem im Sinne der Natur gebietet, die keine menschlichen Interessen kennen darf, um das Gleichgewicht nicht zu stören.Tanna, die wahrscheinlich identisch mit der etruskischen Welt-Mutter Dana ist, war nicht die einzige Göttin, die in den alten Zeiten merkwürdigerweise versucht hat, sich kleiner zu machen, um vielleicht dem Ernst ihrer Aufgabe zu entgehen.
Es ist die kleine Mutter, die zu kleine Mutter, die ihren Sohn zu sehr liebt, als dass sie es ertragen könnte, ihn zu den Männern zu schicken, wo er lernen könnte, wer er ist, auch wenn es wehtut und seine Schrecken birgt. Und so kauft sie ihm eine hübsche Jacke, verpasst ihm einen netten Haarschnitt und macht einen kleinen Kavalier aus ihm. Später greift dieser nette kleine Kavalier dann vielleicht zum Mitteln, die uns allen das Blut in den Adern gefrieren lässt, um sich der Übermacht unausgelebter Weiblichkeit um ihn herum zu erwehren.
Die zu kleine Mutter ist es auch, der das Herz abstirbt vor lauter Angst davor, was die Welt ihren kleinen Töchtern antun könnte. Und so sperrt sie sie ein und erzählt ihnen schwarze Geschichten über die Gefahren, die auf eine vorwitzige Frau lauern, wenn sie sich unter dem freien Himmel bewegen will, bis die Angst die Töchter dazu gebracht hat, nie mehr fortgehen zu wollen, schon gar nicht dorthin, wo der Himmel noch frei ist.
Es ist die wilde Frau, die ihr helfen kann, eine Große Mutter zu werden, indem sie ihr beizeiten in die Herzlosigkeit hilft, bis sie eine echte Rabenmutter geworden ist. Sie ist es auch, die den Töchtern zeigt, wie man sich die Welt zu eigen macht und sie mit Macht erlebt.
Dies ist sicherlich der bedeutendste Aspekt der wilden Frau, und wir müssen uns dazu durchringen, ihn in uns wieder lebendig werden zu lassen.
Auch dann, wenn wir befürchten, nicht mehr geliebt zu werden, und die Einsamkeit einer solchen Haltung seine Schrecken für uns birgt. Es ist der bedeutendste Aspekt der wilden Frau, jedoch nicht ihr einziger.
Das Wilde, das Ungezähmte kommt stets in zahlreicher und vielfältiger Gestalt daher, wenn es weiblich ist.
*aus "Die wilde Frau", von Angelika Aliti
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Du kannst mir keine Angst machen, ich habe Kinder !