Warum gibt es vier unterschiedliche Namen für ein und dasselbe Fest?
Samhain (Kelten), Allerheiligen (9.JH), Allerseelen (10./11.JH) und was sind die Hintergründe für Halloween (16.JH)?
Samhain
Die Kelten liebten die Jahreskreisfeste, denn sie bedeuteten immer eine Abwechslung im mühevollen Alltag, der vom Kampf ums Überleben bestimmt war.
Feste (speziell die Jahreskreisfeste) machten den mühevollen Alltag erträglicher, festigten die Verbundenheit innerhalb einer Sippe, erinnerten an die Verbundenheit mit der Natur und bedeuteten auch, dass alle Sippenmitglieder ausreichend zu essen bekamen!
Die Kelten lebten nach dem Mondkalender (13 Mondumläufe, unser Wort Monat leitet sich davon ab) und rechneten mit Nächten. Bei der Abstimmung auf den Jahreslauf der Sonne (Taggestirn) fiel eine Nacht heraus (in unserem Kalender gibt es für die "Monate" eine unterschiedliche Anzahl von Tagen und auch noch alle 4 Jahre ein Schaltjahr, damit unser Sonnenkalender stimmig ist).
Diese Nacht wurde Anfang des Nebelmondes (heutiger November) "herausgenommen", und als Nacht des Wechsels zwischen Sommer und Winter (Wachstum- und Ruhephase) gefeiert. Da die Kelten auch noch in Sinnzusammenhängen, d.h. in Analogien dachten, ergab sich für diese besondere Nacht analog der Wechsel zwischen Leben und Tod.
Und da die Ahnen, in ihrer Funktion als Schutzgeister, auch weder den Toten noch den Lebenden zuzuordnen waren, wurde Samhain zum großen Fest aller Ahnen.
Samhain das Fest des Wechsels wurde auch zum Großen Fest für die Erdgöttin Ceridwen, die stellvertretend (anaolog) für Leben, Tod und Wiedergeburt (der Natur) steht.
Warum wurde den Ahnen so große Bedeutung beigemessen?
- Die Ahnen wurden geehrt, weil sie vor den jetzt Lebenden das Land gerodet und besiedelt hatten und dadurch den Bestand der Sippe oder des Volkes gesichert haben.
- Die Menschen wussten, dass die Ahnen, von der Körperlichkeit befreit, einen anderen und auch größeren Überblick hatten. ... Selbst Großeltern haben durch ihre Lebenserfahrung eine andere Sichtweise.
- Die Ahnen wurden geehrt, weil sie die Reise auf Mutter Erde bereits hinter sich gebracht hatten. Sie hatten ihr Leben gemeistert und die Lebenden konnten sie deshalb in schwierigen Lebenssituationen um Hilfe und Rat bitten.
- Bei Samhain wurden auch die Ahnen geehrt, die durch keine direkten Hinterbliebenen geehrt wurden oder von keinen noch lebenden Hinterbliebene geehrt werden konnten, weil ja auch diese Menschen einst dazu beigetragen hatten, den Bestand eines Volkes und daher das Überleben zu sichern.
- Die Ahnen wurden auch als Schutzgeister geehrt.
Bei manchen Ausführungen und Erklärungen zum keltischen Samhain handelt es sich eindeutig um Fehlinterpretationen.
- Die Feuer wurden nicht entzündet, um sich vor den bösen Geistern in dieser Nacht zu schützen, sondern um den Ahnen den Weg zum Fest zu weisen. ... Auch Kerzen im Fenster sollten anzeigen, daß hier die Ahnen willkommen sind.
- Die kleinen Gaben vor den Häusern waren auch nicht dazu bestimmt, die Geister zu besänftigen, sondern um mit den Geistern zu teilen. Es ist auch heute noch bei den Naturvölkern üblich mit der Welt der Schutzgeister das Essen in dieser Art zu teilen.
Relikte aus der Zeit unserer heidnischen Vorfahren, die als Brauchtum überlebt haben:
- Die Zehrung ist ein Relikt aus der sogenannten heidnischen Kultur.
- Das Einsegnen der Verstorbenen. ... Unsere Vorfahren haben lediglich statt des Weihwassers Räucherwerk benutzt.
- Die Kränze auf das Grab gelegt. ... Pflanzen, die zu Ehren der großen Muttergöttin geopfert, d. h. mit der Muttergöttin geteilt wurden
- Neuerdings werden auch wieder Blumen, statt Erde ins offene Grab geworfen. ... Auch dies stammt aus unserer heidnischen Vergangenheit. Den Toten wurden Pflanzen auf ihre Reise in die andere Welt mitgegeben, als Geschenk an die Muttergöttinnen. Manchmal wurden auch die letzten Ruhestätten mit bestimmten Pflanzen bepflanzt, um sie erkenntlich zu machen.
- Der Begriff „a schene Leich“, d.h. die festliche Gestaltung des Begräbnisses. ... Unsere Vorfahren wussten, dass die Seelen der Verstorbenen dem Begräbnis beiwohnen und die Lebenden wollten sich damit ihr Wohlwollen sichern.
- Auf dem Land ist es mancherorts noch üblich, dass sich die Verwandten an diesem Tag beim Grab treffen. ... Sehr oft ist es aber nur möglich sich beim Grab nur einer Stammlinie zu treffen.
Allerheiligen
Aus Samhain, dem Fest für die Ahnen in der besonderen Nacht wurde Allerheiligen ein Fest für die katholischen Heiligen und somit ein besonderer Tag oder ein Feiertag.
Im christlichen Glauben war und ist der Tod mit Angst und Schrecken vor dem jüngsten Gericht belegt. ... Ein Freudenfest für Verstorbene, wie Samhain, passte nicht in das christliche Weltbild. Ahnen als Schutzgeister konnten von den Kirchenvätern genauso wenig akzeptiert werden.
Es gab zwar in der Ostkirche seit dem 4. Jh. und im missionierten Abendland seit dem 7. Jh. Feste zu Ehren der Heiligen und Märtyrer, doch das schien den Kirchenväter noch zu wenig zu sein, denn trotz „ausgiebiger“ Missionierung gelang es nicht das keltisch-heidnische Samhain aus den Köpfen der Bevölkerung Mitteleuropas zu verbannen....
Wie viele andere alten (heidnischen) Feste wurde daher auch Samhain von einem Papst umbesetzt und umbenannt. ... Papst Gregor IV hat im 9. Jh. (Quellen: 837 bzw. 834) offiziell vorgeschrieben, dass Allerheiligen am 1. November gefeiert werden soll.
- Heute wird an diesem offiziellen Feiertag auch der verstorbenen Soldaten gedacht, die fern der Heimat gefallen sind. Auf den Soldatenfriedhöfen oder an speziellen Mahnmalen werden ihnen zu Ehren Kränze niedergelegt oder gar eine Feldmesse zelebriert in Verbindung mit Blasmusik.
Allerseelen
Allerseelen gibt es erst dem 10. bzw. 11. JH.... die Quellen geben unterschiedliche Daten an. Damit wurde zwar der Tradition des Volkes Rechnung getragen, aber das Fegefeuer nochmals ins zentrale Denken gebracht, denn zu Allerseelen sollte und wird der Seelen im Fegefeuer gedacht!!!
- Es gab damit kein Fest mehr für die persönlichen Schutzgeister in Form der Ahnen, sondern nur mehr die vorgegebenen Heiligen, denen in der Folge Statuen und ähnliches geweiht wurden, und höchstens noch die entsprechenden Namenspatrone.
Halloween
Halloween ist die Abkürzung für „All Hallowe Eve(ning)“ (Abend vor Allerheiligen) und wurde von den Protestanten im 16. Jahrhundert eingeführt. Damit wollte sich die protestantische Kirche klar vom katholisch bestimmten Feiertag „Allerheiligen“ distanzieren und schaffte es mit diesem Fest eine Verbindung zwischen Samhain, dem keltischen Fest der Nacht und Allerheiligen, dem katholischen Fest des Tages herzustellen.
- Seit dieser Zeit gilt daher das alte heidnische Samhain eindeutig und endgültig als christianisiert!
Durch die massenhafte Auswanderung (Hungersnöte in den Jahren 1845 bis 1850) der Iren nach Übersee, kam Halloween in die USA und wurde anfangs auch als spirituelles Brauchtum gefeiert....
- Das Angst machende Halloween (die Toten steigen aus den Gräbern, die Lebenden müssen sich verkleiden, um sich zu schützen, ...) hat mit dem ursprünglichen Samhain (Jahreskreisfest und Freudenfest zu Ehren der Verstorbenen) nichts mehr zu tun. ... Dieses Angst machende Fest entstand aus der Verknüpfung des alten keltischen mit dem neuen christlichen Denken.
- Es hat auch absolut nichts zu tun mit den Horrorvisionen, dass die Toten aus den Gräbern steigen, um die Lebenden zu ängstigen. ... Die Ahnen gesellten sich zu Samhain in ihrer Funktion als Schutzgeister zu den Lebenden, um sich an ihrem Leben zu erfreuen bzw. an ihrem Leben in dieser Nacht teilzunehmen.
Wer Halloween in - egal welcher Verkleidung - mit Kürbis (stammt aus der Neuen Welt!), Hexen, Hexenbesen und/oder Hexenhut (Attribute, die aus der Zeit der Hexenverbrennung stammen!) feiert, feiert nichts anderes als das pervertierte Klamauk-Fest der USA und ihrer Fun-Gesellschaft!.... Von Geschäftemachern freudig importiert, um das Verkaufsloch zwischen Sommer und Nikolaus zu füllen.
LG Dina
PS.: Ich persönlich feiere weder das eine noch das andere, sondern nur am Beginn des November um den Neu- bzw. Vollmond ein Großes Fest für die Ahnen, denn unsere Ahnen sind auch unsere Wurzeln.