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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 1.269 mal aufgerufen
 Schamanismus
SEDNA ( Gast )
Beiträge:

12.01.2005 15:46
brauchtum in österreich Antworten

in diesem thread möcht ich gern alles, was mit österreichischem brauchtum zu tun hat (warzenwenden, gebete, bräuche, sitten, usw...) sammeln
ich beginne mal mit den glöcklern in ebensee und den schiachperchten und der hoberngoaß im ybbstal.

sedna

Glöckler in Ebensee

Jedes Jahr reise ich Anfang Januar zu einem Bekannten nach Ebensee, um mich von den Glöcklern mitreißen zu lassen.
Ein wunderbares Szenario. Etwa 200 Männer, weiß gekleidet, riesige Glocken auf ihren Rücken tragend, die jüngsten gerade mal 4 Jahre alt, die Älteren schon seit Jahren dabei, weil schon die Großväter dabei waren.
Zuerst warten in Eiseskälte, bis die Zehen fast erfrieren, Glühwein trinken, und mit vielen anderen Menschen am Dorfplatz von einem Fuß auf den anderen hüpfen… Warten, warten, warten…
Dann wird der Strom abgeschaltet, alles ist finster, es schneit, es wird ruhiger. Dann sieht man ganz oben am Berg die beleuchtete Kirche, und rund um die Kirche tanzen Lichter. Die ersten Glöckler bewegen sich dann bergabwärts, kleine Lichter, die den Weg runter kommen.
Wieder warten, es ist kalt, es ist finster, der Schnee tanzt vor unseren Gesichtern. Man spricht über Vergangenes und Kommendes.
Dann hört man die Glöckler. Gruppen (Passen) mit etwa 20 Männern bewegen sich spiralenförmig auf uns zu. Immer lauter wird das monotone scheppern der lauten Glocken, immer bewegender, immer mitreissender- bis man gefangen ist in diesem Strudel aus Licht und Lärm und Licht und Lärm und Licht und Lärm… Schritt für Schritt wird man mitgezogen, der ganze Körper wird gereinigt. In Wellen bewegt sich alles, ich beginne hin und her zu wiegen.
Eine Passe geht, die Nächsten kommt. Große Männer, kleine Jungs, Schmetterlingsförmige Kappen, einmal mit Märchenbildern drauf, einmal Blumenmotive, einmal Motive des Ortes. Aus Seidenpapier in mühevoller Kleinarbeit während des ganzen Jahres gebastelt, von innen beleuchtet.
Mit ihren Lichtkappen vertreiben sie die bösen Geister des Winters. Bis 6.00 Uhr Morgens laufen sie abwechselnd, dazwischen bekommen sie gratis- Getränke in den Wirtshäusern.
Wind kommt auf, die Träger wanken, Passanten helfen, damit sie gerade stehen können. Sie rutschen am Eis meterweit dahin, manchmal müssen sie abbrechen und sich an die Hauswand stellen, damit sie nicht hinfallen und die Seidenkunstwerke zerstören. Die Geister ringen mit dem Licht.
Die Kappen sind schwer, unter der Seide ein Holzgestell, die Jüngsten brauchen manchmal Hilfe.
Ein kleiner Tipp für die, die zum ersten Mal bei einem Glöcklerlauf zusehen: Viel viel Kleingeld mitnehmen (1-Centstücke), denn mit jeder Passe kommt ein weiß gekleideter „Führer“, der einen Sack mit sich trägt und eine kleine Spende für die Glöckler sammelt. An so einem Abend werfe ich in etwa 50 Säcke jeweils ein paar 1- Cent- Stücke.
Eine der schwierigsten Aufgaben ist es, zu koordinieren zwischen: „zusehen und genießen, fotografieren, Centstücke in Säcke werfen, Handschuhe ausziehen um den Auslöser des Fotoapparates drücken zu können, Handschuhe wieder anziehen um die Kälte aushalten zu können, Zehen-bewegen wegen der Erfrierungs- Gefahr und immer genügend Centstücke auf Vorrat in der Tasche zu haben“.

Wer diesen Brauch noch nicht kennt sollte immer um den 5, Januar in Ebensee sein, es ist wirklich sehenswert und vor allem „FÜHLENSWERT!“
Wer danach in ein Gasthaus gehen möchte, sollte allerdings vorher reservieren, es ist alles „bumvoll“.

sedna

als sich erkenntnis in meinem bewusstsein ausbreitete,
wuchsen fische und meeressäuger aus meinen abgeschnittenen fingern, ich wurde zu nahrung, wurde SIE, die für ihre gemeinschaft sorgt, nicht länger opfer.
(aus der legende von sedna)

SEDNA ( Gast )
Beiträge:

12.01.2005 15:48
#2 RE:schiachpercht und hoberngoaß Antworten

SCHIACHPERCHTEN und HOBERNGOAß
Bei uns im Ybbstal- Niederösterreich wurde erst vor wenigen Jahren der Brauch der "Schiachperchten und Hoberngoaß" wiederbelebt, der etwa 100 Jahre nicht mehr ausgeübt wurde... und vom normalen "Krampus" ersetzt wurde, der eigentlich nur dazu da war, für die Kirche die bösen Kinder zu bestrafen, die nicht beten wollten.
Bei uns in Opponitz gibt es jetzt aber wieder die "Hammerteufel`n", (der Name entstand durch die Hammerschmieden die hier an der Eisenstrasse immer noch teilweise aktiv sind, und in denen Sensen, Sicheln und anderes Werkzeug hergestellt werden) die einen Perchtenverein gründeten.
Bitte nicht falsch verstehen, die Perchten haben mit dem Teufel nichts zu tun, sondern sind abgeleitet von der „Bercht“, das weibliche, wilde, dämonenjagende göttliche Weib, vergleichbar mit der indischen „Kali“ und Pan, Herr der Tiere und des Waldes, also der Sohn der „Berchta“, die ihren Namen auch an viele Städte und Ortschaften im Alpenraum weitergegeben hat- zum Beispiel Perg oder Perchtesgaden.
Die Perchten haben die Aufgabe, die Geister des Winters zu vertreiben und das neue Jahr willkommen zu heißen, üblicherweise sollten sie in der Nacht vom 5. auf den 6.Jänner laufen, werden aber noch immer mit dem Nikolaus herumgeschickt….
Die "Hammerteufeln" machen nicht nur einen großen Umzug mit etwa 30 "Schiachperchten" (das sind die Hässlichen, es gibt ja auch schöne- aber nicht bei uns), Fackeln, Schwefel und Rauch, usw... sondern sie kommen auch bei Bestellung mit dem Nikolaus ins Haus, bleiben da aber sehr brav, weil die Kinder ja nicht zu sehr erschreckt werden sollen.
Die Perchten sind in ihren Fellen und Holzmasken und mit den riesigen Glocken die einen "Höllenlärm" machen sehr eindrucksvoll, und etwa 2Meter groß.
Die Kinder, die kurz zuvor noch herumliefen und witzelten rissen, dass sie den "Teufeln" die Hörner ausreißen würden, sitzen innerhalb von Sekunden wie die Vogerl auf der Stange (auf dem Sofa) und schauen nur noch groß.
Es gibt den Brauch, dass Mütter am Abend im Beisein der Kinder eine Schüssel mit Milch auf den Küchentisch stellen, und einen Löffel für die "Hoberngoaß" dazulegen. (Es gibt auch Erzählungen, dass man sieben kleine Löffel dazulegen muss) Die „Hoberngoaß“ wird abgeleitet von der Percht, heute als Hexe dargestellt, ganz früher von der keltischen "Ceridwen" abgeleitet
Am Morgen wenn die Kinder aufstehen laufen sie natürlich als erstes zur Schüssel um nachzusehen, ob die Milch noch da ist oder nicht.
Natürlich ist die Milch weg- die Hoberngoaß hat sie gefressen (oder gar die Mutter? man weiß es nicht so genau)
Zudem soll man in der Nacht der Hoberngoaß keine Glut im Ofen haben, es soll Gerüchte geben, dass ein Bauer, der die Glut im Ofen vergaß angeblich sein Leben lang Pech hatte…
Auch das "Kramperlstampern" gibt es noch, jetzt eben mit den Perchten- mutige Kinder und Jugendliche gehen abends raus, und versuchen sich so nahe wie möglich ohne bemerkt zu werden an die Perchten anzuschleichen.
Es gibt aber auch Perchtenläufer, die geschickt ihre großen Glocken festhalten und sich an versteckte "Stamperer" von hinten anschleichen, und diese dann plötzlich scheppernd und springend fast zu Tode erschrecken.
(eine alte Erinnerung der Menschen an die Faszinantion der "wilden Jagd", wo die Schüler der Druiden nachts eine Strecke zu gehen hatten, wo sie sich dem Geist der Alraune- Wurzel stellen mussten, der sie mit ihrer dunklen Seite konfrontierte. Wenn sie die Wegstrecke geschafft hatten, waren ihnen die Geister dieser Region dienstbar)
Die früheren Krampusse hatten oft Bleikugeln an ihren Ruten, oder sogar Stacheldraht darin eingewickelt, haben zuvor bei den Wirten genug Alkohol getrunken und haben sich dementsprechend aufgeführt. Nachdem einige Kinder ins Krankenhaus mussten wegen Verletzungen, wurden die Krampus- Läufer stark in ihre Schranken gewiesen.
Mir sind die Perchten viel lieber, und wenn so ein riesiger Percht im Wohnzimmer steht und fast die Decke berührt, und die langen Zotteln den Boden streifen, und die riesigen geschnitzten Holzmasken tragen, dann ist das schon sehr beeindruckend und ein gewaltiges "Erscheinen"
und die Kinder mögen sie auch, sie räumen danach wochenlang freiwillig das Kinderzimmer brav auf ;-)
Und ich gebe es zu, ich versuche jedes Jahr, einem Krampus eines der langen Fellhaare zu stehlen, und binde- wenn ich eines erwische- dieses Haar auf meinen Ahnenstab, es soll mir Glück bringen und Kraft geben für das neue Jahr.

sedna
als sich erkenntnis in meinem bewusstsein ausbreitete,
wuchsen fische und meeressäuger aus meinen abgeschnittenen fingern, ich wurde zu nahrung, wurde SIE, die für ihre gemeinschaft sorgt, nicht länger opfer.
(aus der legende von sedna)

otterchen ( Gast )
Beiträge:

11.05.2005 23:03
#3 Vierbergelauf in Kärnten Antworten

Jedes zweite Jahr am zweiten Freitag nach Ostern, am "Dreinagelfreitag" (so benannt nach den drei Nägeln, mit denen Jesus ans Kreuz geheftet wurde), führt vom ersten über die beiden nächsten bis zum vierten Berggipfel eine Wallfahrt, die "Vierbergelauf" heißt.

Einige tausend Pilger legen eine Strecke von über 50 Kilometern innerhalb von ca. 16 Stunden zurück. Die Teilnehmer – genannt die "(Vier)bergler" – erhoffen sich, dass der geheimste Wunsch dadurch in Erfüllung geht.
Viele Pilger sammeln auf den Bergen Triebe oder Zweige bestimmter immergrüner Pflanzen (z.B. Bärlapp, Wacholder, Efeu, Fichte, Buchsbaum), die geweihten Zweige werden nach Hause mitgenommen und für kultische Zwecke bzw. religiöse Rituale aufbewahrt. Sie schützen vor bösen Kräften (Christentum halt)
der "Körnertausch": Einige Wallfahrer tauschen eine Handvoll mitgebrachter Getreidekörner gegen geweihte Körner, die an bestimmten Orten in Schalen oder Körben bereitstehen. Die geweihten Körner mischen sie daheim unter das Saatgetreide. Davon erhoffen sie sich eine reiche Ernte. Man vermutet, dass diesem Brauch ein alter Fruchtbarkeitskult zugrundeliegt, der bis in die keltische Zeit zurückreicht.

Die Kelten lebten hier in den vorchristlichen Jahrhunderten in einem Königreich namens Noricum, das die Römer im Jahr 15 v. Chr. eroberten und annektierten.

http://www.vierbergelauf.at/

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Du kannst mir keine Angst machen, ich habe Kinder !

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