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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 Kelten
Sabin die Waldfee Offline

Wesen des Waldes

Beiträge: 2.601

09.01.2005 11:48
Die Kelten und die Menschenopfer Antworten

Die Kelten und die Menschenopfer

Wenn man von Kelten und ihrer Religion spricht, dann fallen dem Laien dazu Druiden und Menschenopfer ein. Es existierten beide und sie spielten bei den Kelten auch eine Rolle, doch ihre Bedeutung und ihre Häufigkeit wurden von den römischen und griechischen Autoren stark übertrieben. Viele Archäologen vertreten heute leider immer noch die seit vielen Jahren überholte und wiederlegte gegenteilige Theorie und ich möchte hiermit meinen Teil dazu beitragen, etwas Licht in den Geheimnissen der keltischen Menschenopfer und ihrer Beziehung zu dem Schädel zu bringen.

Man darf nicht vergessen, dass die Römer gegenüber den Kelten ein rassistisches Vorurteil hatten und dass sie dämonisiert wurden. Die offensichtlichen Merkwürdigkeiten ihrer Religion wurden von den Römern aufgebauscht. Wenn man den Berichten klassischer Autoren über Menschenopfern bei den Kelten Glauben schenken will, sollte man genau bedenken, dass es dieselben Autoren sind, die (die Griechen) nicht den Unterschied zwischen Germanen und Kelten kannten, selbst nachdem Cäsar ihn in seinem Bello Gallico beschrieb, doch genau dieser Cäsar, dem wir auch viele "Informationen" verdanken ist es zum Beispiel auch, der die Grenze zwischen den Kelten und Germanen am Rhein setzte. Heute wissen wir, dass dies lediglich seiner Politik diente und dass die Grenze anders verlief und fließend war. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass Cäsar allein in Gallien über 800 Dörfer zerstörte und 3 Millionen Menschen tötete.

Die Menschenopfer fanden statt, doch es gab keinen Menschenopferkult. Das ist von den klassischen Autoren maßlos übertrieben. Im Normalfall wurden Tiere geopfert, Menschen wurden nur in Zeiten extremer äußerer Bedrohung, wie der römischen Invasion, geopfert. Viel verbreiteter war da die Opferung von Votivgaben, wo Gegenstände im ganzen keltischen Europa in Flüsse, Seen und Moore versenkt wurde.

Der Kopf gilt bei den Kelten als Sitz der Seele. Deswegen wurden die abgetrennten Köpfe von Kriegern manchmal in Schreinen aufbewahrt oder in speziellen Grabbezirken beigesetzt. Römische Beobachter schlossen daraus, dass es sich hier um Menschenopfer handelte, was jedoch falsch ist. Einige Familienbestattungen in der La-Tène-Zeit lassen jedoch den unerfahrenen Laien vermuten, dass es sich um einen Opferung handelte, in der ein Teil der Familie getötet und mit dem Familienoberhaupt gemeinsam begraben wurde ("Sati"; indisch für Sitte), wie es ein Grab in Hoppstädten vermuten lässt, doch es kann auch sein, dass die Familie gleichzeitig an einer Krankheit gestorben ist.

Eine Überlegung von mir ist, dass die griechischen Autoren, die Menschenopferungen in aller Einzelheit beschreiben, höchstwahrscheinlich nicht bei einer dabeigewesen sind und dass ihre Berichte schon bloße Vermutungen sind und die Propaganda und die Angst den Rest erledigte, der ein Jahrhundertelanges Vorurteil entstehen lies. In jüngerer Zeit haben archäologischen Entdeckungen größere Klarheiten über Menschen- und Tieropfer geschaffen.

Ein bekanntes Menschenopfer aus der keltischen Zeit ist der Krieger von Cadbury in Somerset. Sein Skelett wurde hinter der Befestigung der keltisch-britischen Höhenfestung dort gefunden. Aus seiner Haltung und der Tatsache, dass er gefesselt war, schloss man daraus, dass es sich hier um ein Opfer handelt, jedoch einen feindlichen Gefangenen. Während der Boadicea-Revolte wurden auch Frauen und Kinder geopfert, doch das begrenzte sich auf diesen wenigen Jahren des Aufstandes und ist nicht als Kult belegbar.

In den letzten 180 Jahren wurden in Nordwesteuropa viele Moorleichen gefunden, die erstaunlich gut erhalten waren. Der gewaltsame Tod eines Menschen und die Versenkung im Moor lässt nicht gleich auf ein Menschenopfer schließen. Sicherlich ist es so auch vorgekommen, doch gab es auch Hinrichtungen Krimineller, die anschließend im Moor versenkt worden sind. Wir wissen, dass bei den Germanen, den keltischen Nachbarn, denen man auch einen Menschenopferkult nachgesagt hat, Feiglinge, Deserteure, sowie die Anhänger unnatürlicher Laster in Feuchtmooren unter Flechtwerk ertränkt wurden.

Eine rituell getötete Moorleiche wäre der Lindow-Mann. Er wurde 1983 gefunden. Als erstarb war er Mitte 20, war wohlgenährt und gepflegt. Seine letzte Mahlzeit bestand aus Brot, Getreide und Pollen von Misteln. Nach einer C-14-Datierung wurde er im ersten Jahrhundert nach Christus getötet. Man kam zu dem Schluss einer rituellen Hinrichtung, da er bis auf ein Amulett nackt und sein Körper bemalt war. Er wurde mit Schlägen auf dem Hinterkopf betäubt, mit einer Schnur aus Sehnen erdrosselt und anschließend wurde ihm die Kehle durchgeschnitten, bevor er mit dem Gesicht nach unten im Moor versenkt wurde. Diese Ermordung mit "drei Todesarten" hat eine Parallele mit dem irischen Mythos eines Königs, der mit einer dreifachen Tötung geopfert wurde.

Ich habe mich vor einiger Zeit mal zu der Verbindung von keltischer Religion und Kultur ungefähr so geäußert:

"Die Kelten sahen Religion und Alltag nicht als zwei verschiedene Dinge, sondern als ein Ganzes und so kann man nicht Rückschlüsse auf die keltische Lebensweise und die Bräuche schließen, ohne ihre Religion zu kennen, bzw. zu leben. Die Quellen dieser Religion sind walisische und irische Volkserzählungen, die als Mythen abgestempelt werden, doch einen weitaus tieferen Einblick in die keltische Lebensweise bieten, als es die klassischen Autoren jemals möglich machten. Prahlereien und Übertreibungen findet man darin zwar zuhauf, doch hier geht es schließlich um das "Wie" und "Warum", nur dadurch kann man ihre Bräuche verstehen."

Quelle Skellts ein lieber Freund Danke
LG Sabin
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Lebe mit der Natur im Einklang Du wirst hören was dir die Naturgeister erzählen und sie im Sonnenlicht tanzen sehen. Ein wunderbares Gefühl wird in Dir wach.
Sabin die Waldfee

Epigeal ( Gast )
Beiträge:

06.02.2005 14:48
#2 RE:Die Kelten und die Menschenopfer Antworten

Zuerst mal danke für den tollen Text. Du scheinst dich mit dem Thema ja bereits näher auseinandergesetzt zu haben. Kannst du mir da vielleicht ein, zwei Bücher empfehlen?
Lg E.

Sabin die Waldfee Offline

Wesen des Waldes

Beiträge: 2.601

06.02.2005 18:05
#3 RE:Die Kelten und die Menschenopfer Antworten

Lieber Epigeal!

Diese tollen Berichte hat ein lieber Freund bereit gestellt und auch geschrieben der auch heir im Forum Mitglied ist
unter den Namen Magier410/skellts also DU bist nicht der einzige männliche :-)
Leider ist er Privat gerade etwas im Stress
und kommt selten dazu ins Forum zu schaun aber ich werde ihn sobald ich ihn erwische Fragen welche Bücher er empfelen kann.

LG Sabin


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Sabin die Waldfee

Epigeal ( Gast )
Beiträge:

06.02.2005 18:11
#4 RE:Die Kelten und die Menschenopfer Antworten

Danke vielmals.

Datura Offline

Sammler/in

Beiträge: 44

11.02.2005 09:34
#5 RE:Die Kelten und die Menschenopfer Antworten

Das Totenbuch der Kelten
Pflanzen der Kelten
Atlas der Kelten
Keltische Mythologie A-Z
Kelten aus Österreich

sind nur ein paar bücher, die durchaus gut sind, wenn du noch mehr wissen willst, müßte ich dir eine Liste machen!

Datura
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