Befana heute Im katholischen Italien gibt es zum 6. Januar- zu Heilig drei Könige - einen alten heidnischen Brauch: La Befana, eine alte, hässliche Hexe kommt aus dem tiefen Wald, vom See oder vom Meer, in die Stadt auf einem Besen geflogen und bringt den braven Kindern Geschenke und den nicht so braven Kohle (die heutzutage aus einer gefärbten Zuckermasse besteht). Die Kinder erhalten ihre Weihnachtsgeschenke in der Regel erst von der Befana.
Die weit verbreitete christianisierte Legende zu diesem Brauch lautet in etwa so: Die heiligen drei Könige waren auf ihrem Weg zum Christuskind und kamen bei dem Hexenhäuschen der Befana vorbei. Sie fragten sie nach dem Weg. Befana konnte ihnen allerdings nicht helfen. Sie erzählten von ihrer Mission und fragten, ob sie nicht mitkommen wolle. Aber Befana war noch zu sehr mit Hausarbeit beschäftigt, sie hatte keine Zeit. Als sie mit der Hausarbeit fast fertig war, besann sie sich eines besseren und wollte auch die Geburt von Christus feiern. Sie wusste aber nicht, wohin die Weisen gegangen waren und der Stern war schon verglüht. So flog sie von Haus zu Haus und beschenkte alle Kinder, in der Hoffnung, dass eines von ihnen das Christuskind wäre. Von dieser Geschichte gibt es natürlich mehrere kleinere Abwandlungen.
Des weiteren existiert noch eine völlig andere Geschichte, die etwas erfolgreicher christianisiert worden zu sein scheint: Es war einmal eine junge Mutter, die ihren Sohn verloren hatte, weil Soldaten landesweit die männlichen Kinder getötet hatten. Die Mutter war so voller Trauer, dass sie den Tod ihres Sohnes nicht akzeptierte sondern zu dem Schluss kam, er sei nur verschwunden. So zog sie los um ihn zu suchen und ging mit einem Sack, in dem alle Habseligkeiten ihres Sohnes waren, von Haus zu Haus. Schließlich fand sie - nur ein par Tage später - ein Baby in einer Krippe, von dem sie annahm, es wäre ihr Sohn. Sie stellte den Sack vor die Krippe. Von der unbändigen Trauer war sie in der kurzen Zeit um Jahre gealtert und ergraut. Das Kind, das sie gefunden hatte, war Jesus. Und Jesus machte der Frau ein großzügiges Gegengeschenk: von nun an bis in alle Ewigkeit einmal im Jahr solle sie allen Kinder Geschenke bringen.
In der zweiten Fassung der Legende wird das Wort "Hexe" nicht mehr erwähnt. Die Meinungen scheinen auseinander zu gehen, was die Gestalt der Befana angeht. Sie wird immer wie eine mittelalterliche Hexe dargestellt und auch oft eine gute Hexe genannt. Manchmal aber auch als gute Fee oder einfach nur als alte Frau beschrieben. Eine Italienerin, darauf angesprochen, meinte empört: "Aber die Befana ist doch keine Hexe!".
Auch die christianisierten Fassungen der Legende muten seltsam an: Seit wann kommen in christlichen Bräuchen gute Hexen vor oder fliegen Heilige Frauen auf Besen? Die wenigsten ItalienerInnen scheinen allerdings diesen Mythos zu hinterfragen, es ist eben so wie mit dem Osterhasen oder dem Tannenbaum: Alte Bräuche, nur geringfügig ans Christentum angepasst, die heutzutage vor allem die Kinder sehr lieben und fest mit den christlichen Festen verknüpft wurden.
Gefeiert wird das Fest in Italien traditionell mit großen Straßenumzügen, die aber heutzutage nicht mehr in allen Gegenden verbreitet sind. Die Befana - früher auch in Begleitung von Befano, dem aber keine besondere Rolle zukommt - zieht durch die Stadt. Die Menschen verkleiden sich dazu in Lumpen, meist wird die Befana von einem Mann gespielt - vermutlich, damit sie auch so richtig hässlich und ruppig ist. Traditionell wird die Befana von einer kleinen Gruppen MusikantInnen begleitet. So ziehen sie dann durch die Straßen und rufen die Kinder aus den Häusern, die dann ein Liedchen vortragen, wozu Befana und Befano tanzen. Oft endet der Umzug mit einem großen Feuer, bei dem eine Befana-Puppe verbrannt wird. Der Brauch des Umzugs wird inzwischen auch mit anderen festlichen Aktivitäten (Gauklern, Kunstmärkten und ähnlichem) und Veranstaltungen verbunden. In einigen Regionen finden keine Umzüge mehr statt, das Fest verlagert sich mehr auf das Beschenken der Kinder in der Nacht: Die Befana kommt durch den Karmin und füllt die aufgehängten Socken der Kinder. In Sizilien und anderen Regionen wird in der Nacht auch für die Befana ein kleines Geschenk bereitgestellt: Eine Platte mit etwas Brokkoli und einem Glas Wein, andernorts Mandarinen oder andere Kleinigkeiten. Auch in Italien gilt der 6. Dezember als Ende der Weihnachtszeit: Am nächsten Morgen müssen die Kinder wieder in die Schule.
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Über die Identität der ursprünglichen, heidnischen, Gestalt der Befana gibt es mehrere Theorien. La Befana hat Ähnlichkeit mit Hekate ebenso wie mit der Percht und Frau Holle, mit der sie oft gleichgesetzt wird - außerdem scheint sie eine Verbindung zu den italienisch-etruskischen Vorfahren- und Familien-Geistern, Lare genannt, zu haben.
Der italienischstämmige US-Autor Raven Grimassi, verweist auf ein Bild von Bartolomeo Pinelli von 1825, in dem die Befana auf einem Thron sitzend von Früchten und Getreide umgeben dargestellt wird und so die Erdmutter der Fruchtbarkeit darstellt. Im frühen 19. Jahrhundert wurde bei der Prozession der Befana schon ein großes Feuer errichtet, allerdings auch mit Korn und Heu und das Feuer wurde zum Orakeln für die Fruchtbarkeit des nächsten Jahres genutzt. Auch hier wurde ein Abbild der Befana verbrannt. Es liegt aber nahe, dass dies eine nachträgliche Änderung in dem Brauch ist, denn das Verbrennen einer weiblichen - wenn auch guten - Hexe ist natürlich für bereits christianisierte Gesellschaften ganz passend. Der Ablauf des Brauches hat ansonsten große Ähnlichkeit mit dem Opfer des Sonnengottes zur Sommersonnwende oder Erntezeit. Dieses Mysterium war auch im etruskischen und römischen Italien unter der Landbevölkerung weitverbreitet. So geht Raven Grimassi davon aus, dass ursprünglich Befano verbrannt wurde oder dies vielleicht sogar nur eine Vermischung der verschiedenen Festtage oder eine Verschiebung darstellt. Immerhin ist Anfang Januar nicht gerade ein sinnvoller Zeitpunkt einen Sonnengott zu opfern. Da es aber in den italienischen heidnischen Traditionen der Landbevölkerung und der Hexen immer üblich war, einem Götterpaar zu huldigen (Tana und Tanus, Diana und Dianus, Fauna und Faunus, Jana und Janus, Uni und Tagni, welche übrigens vermutlich alle identisch sind), werden vermutlich auch Befana und Befano schon immer als Paar aufgetreten worden sein. Vielleicht sind auch Befana und Befano nur weitere Namen für das Fruchtbarkeits-Götterpaar des Jahreskreises, dieses Paar, das der Wiccagöttin mit dem gehörnten Gott so ähnlich ist.
Dem widerspricht auch nicht die Theorie, dass Befana doch zumindest Ähnlichkeiten mit Hekate ist, vielleicht sogar eine Abwandlung von ihr. Zumindest Raven Grimassi führt diese vermeindlichen Ähnlichkeiten aber nicht weiter aus als in einem Hinweis in die Autorin Carol Field, die aufgrund des dunklen Aspekts der Befana sich an Hekate erinnert sieht. Ohne weitere Hinweise oder Zusammenhänge erscheint dies aber wenig überzeugend. Interessanter schon die Zusammenhänge von Befana und den Geistwesen Lare. Die Lare sind Wesen, die aus der etruskischen Kultur stammen, die vor allem die Gegend der Toskana stark prägten. Lare sind Familiengeister, sie sorgen für die Familie und sind quasi die Summe der Vorfahren. Sie werden vor allem mit dem Herdfeuer assoziiert und ihnen wird auch dort Ehre erwiesen. Das Herdfeuer ist ja aber auch im Befana-Kult recht zentral - heute abgewandelt auf den Kamin, der ja erst in den letzten Jahrzenten nicht mehr der Ort des Kochens und des zentralen Familiengeschehens ist. Ursprünglich sollen die Lare Götter des Ackerbaus gewesen sein, die im Laufe der Zeit andere Aufgaben und Stellenwert erhielten und Befana hat auf einigen Darstellungen und Überlieferung ebenfalls eine Bindung an den Getreideanbau. Raven Grimassi schlussfolgert aus dem Material verschiedener Quellen schließlich, dass vieles auf Befana als Fruchtbarkeits-Göttin hinweist.
Überhaupt nicht erwähnt bei Grimassi, aber im deutschen Sprachraum weitverbreitet, ist die Theorie, dass die Percht, Frau Holle und Befana ein und die selbe sind, in regional unterschiedlichen Ausprägungen. Die Percht, die ja auch Bertha, Berchta und ähnlich genannt wird und nur im Süddeutschen und österreichischen und nordschweizer Raum bekannt ist, wird oft als Winterdämon in Lexika vermerkt. Die größte Ähnlichkeiten zwischen den dreien ist schon allein die Tatsache, dass trotz zahlreicher, zum Teil sogar noch lebendiger Bräuche, eher wenig über mythologische Gestalt bekannt ist. In Deutschland verbreitet ist auch die Ansicht, dass Holle identisch mit der Göttin Hel, Frigg oder Freya ist. Bekann ist, dass die Percht zur Zeit der wilden Jagd mit einer weiteren Horde über das Land fegt. Die Zeit dieser Jagd ist die Zeit der Zwölften, die Rauchnächte die für Zeit zwischen dem heutigen Weihnachten bis zum 6.Januar datiert werden. Viele überlieferten Geschichte von Holle und Percht handeln davon, wie sie wie Geistwesen habgierige und eigennützige Menschen bestraften und herzensgute belohnten. Auch hier eine Ähnlichkeit zur Befana. Auch in ihrer Gestalt wird vor allem die Percht oft hexenhaft geschildert, soll heißen alt und hässlich, so wie zumindest auch die moderne Befana dargestellt wird. Vor allem interessant: in Süddeutschland galt der 6.Januar bzw. die Nacht davor als Perchtennacht. Die Holle und Percht sind Spinnerinnen, viele der Geschichten um sie handeln auch vom Spinnen und von der Regel dass am Perchtentag nicht gesponnen werden darf. Eine Assoziation zum Spinnen ist von der Befana allerdings nicht bekannt. Der Perchtentag wurde traditionell mit Springen, Tanzen, Feuer und Umzügen gefeiert. Für Frau Holle die in Mitteldeutschland bekannt war, gab es solche Feste nicht, sie schien sich auch mehr in ihrer Präsenz auf das ganze Jahr zu verteilen im Unterschied zur Percht. Heute weitgehend unbekannt ist die Gestalt des Bercht, einem männlichen Wesen mit dämonischen Zügen. Er gilt as Kinderschreck mit riesigem Mund und Bauch als schwarzer Hund. In der Schweiz ist außerdem ein Berchthold bekannt, der das wilde Heer führt. Allerdings treten diese männlichen und weiblichen Wesen in den Überlieferungen nicht zusammen auf, so dass man nicht sagen kann, ob sie nur eine Wandlung erfahren haben oder vielleicht nicht doch auch mal paarweise auftraten wie Befana und Befano.
So scheint also der Zusammenhang zwischen der Befana und der Bercht doch erheblich zu sein. Vermutlich ist also auch Befana eine solches Winterwesen. Trotzdem ist es gut möglich und sogar wahrscheinlich, dass diese Winderdämongestalt aus einer Göttin hervorging. Außerdem vorstellbar, dass die Befana und die Bercht über sehr lange Zeit diese damonen-geisthaften Form existierten und die Menschen, als die heidnischen Feste nicht mehr so bekannt waren wie in den Jahrhunderten davor, andere heidnische Bräucher darunter mischten, was zum Beispiel zu dem Sonnengottopfer passen würde. Denn auch bei anderen alten Bräuchen ist zu beobachten, dass sie zu verschiedenen Jahreszeiten durchgeführt werden, wie zum Beispiel das Verstecken von Bohnen in einem Festtags-Kuchen auf welche Weise der Kornkönig ausgelost worden ist.
Zu welchem Schluss man heute auch kommt, der 6. Januar sollte für NeuheidInnen wieder ein weiter verbreiteter Festtag werden, es lohnt sich. Übrigens, die Befana bevorzugt Wein und Brokoli oder Nüsse, die Percht verlangt nach Fisch mit Brei oder Knödel und bevorzugt Bier, wenn sie auf Besuch kommen soll.
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