Ich hab da noch ein paar Artikel die ich vor Jahren veröffentlicht habe ausgekramt. Vielleicht interessiert Euch das ja.
Merlins Baumzauber
Vieles haben wir jetzt schon über Bäume gelesen. Pflege, Baumschnitt, der Baum als Lebensraum. Merlin hat darauf beschlossen auch auf die Seele des Baumes nicht zu vergessen. Mit der heute beginnenden Serie möchte er auf den Mythos Baum eingehen und so unseren Bruder Baum ehren. Zugleich möchte er ein bisschen den Begriff Wald zurechtrücken. Gerade wir Waldviertler sind mit Recht stolz auf unseren Baumbestand, doch von Wald kann im ursprünglichen Sinne keine Rede sein. Zum grössten Teil besteht das Waldviertel aus wirtschaftlich genutztem Forst und ist von einem natürlich gewachsenem Wald weit entfernt.
Glasindustrie, Köhler, Kalkbrenner und noch weiter zurückliegend, die sogenannte Kolonialisierung haben das ihre dazu beigetragen das unser „Wald“ eigentlich sehr jungen Datums ist. Fotos aus den dreissiger und vierziger Jahren belegen diese Behauptung. Die meisten Hügel, waren „Hiatabühel“, also Weideflächen von Ziegen und Schafen und daher baumlos. Wenige Inseln mit altem Baumbestand gibt es im Waldviertel und sind daher erhaltenswert. Indianer, die zu uns kommen sind immer sehr überrascht wieviele „Tipistangen“ (Tipi – Indianerzelt) es bei uns gibt und wie wenige Bäume. Auch hier hat der Mensch aus wirtschaftlichen Gründen mit der Fichtenmonokultur viel dazu beigetragen. Der Grossstädter, der zu uns kommt, ist auch immer sehr begeistert: „Jö. Schau, so schön ordentlich und sauber der Wald!“ Ja natürlich, (ist das nicht) ein Forst muss gepflegt sein, maschinengerecht, käferfrei usw. Ein Wald ist natürlich (im wahrsten Sinn des Wortes) chaotisch. Umgestürzte Bäume, Totholz, auf Lichtungen dichter Unterwuchs, daher schwer begehbar und, aber auch mystisch, mythisch, magisch und vielleicht auch ein bisschen furchterregend. Womit wir schon beim Thema wären. Doch davon in der nächsten Folge: die Buche.
Zum Abschluss noch ein Urteil aus dem 16. Jhdt. Ein Baumfrevler wurde wegen unerlaubtem Fällens eines Baumes mit dem Nabel an einen Baum genagelt und solange herumgejagt bis seine Gedärme abgewickelt waren. Grauslich was? Der Hintergrund: Ein Baumleben ist soviel wert wie ein Menschenleben.
Merlins Baumzauber 1
Die Buche sagt: Mein Walten bleibt das Laub. Ich bin kein Baum mit sprechenden Gedanken, mein Ausdruck wird ein Ästeüberranken. Ich bin das Laub, die Kroen überm Staub..... Theodor Däubler
Vorab: Merlin hatte heuer ein Problem im Waldviertel Buchenbrennholz zu bekommen. „A feichtans kennans haum, oba a buachans is neama zkriang, wäu des Öl so teia wurn is“. Lautete die Antwort auf die Frage nach Hartholz. „Do miassns zu de Bäm umme!“ Naja, auch eine Möglichkeit.
Ursprünglich waren unsere Wälder mit Tannen, Buchen und Fichten bestückt. Die Buche (Fagus silvatica) ist im Jungforst nicht so gerne gesehen, da sie mit ihrer Krone den anderen Bäumen das Licht wegnimmt. Ihre flach am Boden verlaufenden Wurzeln und ihre dünne Rinde vertragen kein direktes Sonnenlicht. Ein alte Buche mit 15m Kronendurchmesser besitzt ca. 600.000 Blätter, die zusammen eine Fläche von ca. 1200 m² ergeben.
Der botanische Namen Fagus leitet sich vom griechischen Wort für „Essen“ ab und ist ein Hinweis wie fruchtbar dieser Baum früher für Tier und Mensch war. Bucheckern enthalten 40% Fett und so erhält man aus 1 Kg Bucheckern fast ein ½ Liter Speiseöl. Aus Buchenholzasche wurde Lauge zum Wäschewaschen hergestellt. Die berühmten Thonetsessel wurden aus Buche, mittels eines besonderen Verfahrens gemacht. Nicht zuletzt war die Buche auch für die Tiermast wichtig.
Mit frischen Buchenspänen setzte die mittelalterliche Bäuerin ihren Essig an. Weinbauern färbten und läuterten mit Buchenholz den Wein. Räuchern mit Buchenholz gibt guten Geschmack. Frische, zarte Buchenblätter geben einen guten Salat und mit anderen Kräutern schmecken sie gut in Topfen oder Yoghurt. Mit Alkohol und Zucker angesetzt ergeben sie einen schmackhaften Buchenlikör. Im medizinischen Bereich ist das Buchenholzteer als „Pix Fagi“ bekannt und wird gegen Gicht, Rheuma beim Menschen und als Desinfektionsmittel bei verletzten Klauen von Ziegen und Schafen verwendet.
Soviel zum „praktischen“ Teil, in der nächsten Folge erzählt Merlin über die Mythen rund um die Buche.
Das Leben findet einen Weg