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 Bruder Baum - Schwester Kraut
merlin Offline

Kräuterkundige/er

Beiträge: 65

15.04.2005 16:28
Merlins Baumzauber 4 Antworten


Die Eiche, Baum der Götter.

„Haue, du Mann, mit dem Beil nicht um die Mutter der Eichel, Haue die Fichte vom Stamm, oder die Esche, du Mann! Schone der Eiche, denn sieh: die Eiche, sagen die Alten Wahrheitsliebenden, die habe die Väter ernährt“! Johann Wilhelm Gleim 1772

Mit diesem Gedicht wird die ehrfürchtige Scheu vor diesem alten Brotbaum, die tief im Bewusstsein unserer Altvorderen verankert war, gut dargestellt. Mit durchschnittlich 700 bis 800 Jahren erreichen Eichen ein höheres Alter als die meisten übrigen Bäume. Auch 1000 Jährige und ältere sind bekannt. Weil sie im Vergleich zum Menschenleben beinahe auf die Ewigkeit ausgerichtet sind, stellt sich der Forstmann auf andere zeitliche Dimensionen ein, denn bis eine Eiche bestmöglich verkauft werden kann, braucht sie mindestens 200 Jahre. Ein Eichenpflanzer denkt also nicht an sich selbst, auch nicht an seine Kinder oder Enkel, sondern er glaubt an die Zukunft. Also eine positive Einstellung und kein kurzsichtiges und –fristiges Denken. Dass der Wert dieses Baumes in früheren Jahrhunderten weniger im Holz als in seinen Früchten lag, erscheint uns modernen Menschen unverständlich, „Auf den Eichen wachsen die besten Schinken.“ erinnert uns daran, dass die Eiche ein „gebärender“, also fruchtragender Baum ist. Mit Eicheln gemästete Schweine lieferten nämlich kerniges Fleisch und festen Speck und von BSE und anderen Erkrankungen war auch keine Rede.

Bevor der Mensch die Eichenfrüchte den Säuen vorwarf, ass er sie selber. Plinius schreibt „Die Früchte der Eiche waren die erste und ursprünglichste Nahrung der Menschen...“ und sie könnte es heute noch sein da sie, entbittert, an und für sich sehr nahrhaft ist. Sie enthält 35% Stärke, 7% Prozent Zucker, bis 15% Öl und 6% Eiweiss. In Spanien wird sie heute ncoh als Beilage zum Fleisch serviert. Es ist noch gar nicht solange her, das Eichelmehl und Eichelkaffe zur Nahrung dienten. Auch in der medizinischen Verwendung hat die Eiche ihren Platz. Eichenrindensitzbäder helfen bei Hämorrhoiden, Mastdarmfisteln, Gebärmutterentzündung. Kindern die ständig unter Hautausschlägen leiden tut ein Eichenrindenbad ebenfalls gut. Zum Abschluss noch ein Geheimrezept aus Merlins Zauberküche: Bei Erkrankungen der Magen- und Darmschleimhaut und zugleich gegen Durchfall hilft der Eichenrinden/Blutwurztee. Beides erhält man in der Apotheke, mischt sie zu gleichen Teilen, ein Teelöffel voll mit 2 Tassen kaltem Wasser übergiessen, aufkochen und abseihen. Bei starkem Durchfall mehrere Tassen täglich trinken.

Die Mythologie der Eiche.
Der Ausdruck, der Eiche von Kraft und Willensstärke scheint in vielen Menschen eine ehrfürchtige Scheu zu erwecken, ausser bei der röm. kathol. Kirche. Der „heilige“ Bonifatius schlug im Auftrage von Papst Gregor 723 die den Germanen heilige Donareiche. Verschiedenste Völker erklärten die Eiche zum heiligen Baum. Von Hethitern, Persern, Griechen, Römern über die Kelten und Germanen, sind uns Eichenkulte bekannt. Auch im Alten Testament taucht sie mehrmals als Orakelbaum auf. Auch die Kelten verehrten die Eiche als göttlichen Baum. Vom keltischen Namen „dair“ für Eiche ist auch das Wort „Druide“ abgeleitet. Die Druiden bestiegen als geistige Führer der Kelten einmal jährlich, im Zeitraum von 6 Tagen nach dem Dezembervollmond, weissgewandet die heiligen Eichen, um mit einer goldenen Sichel die Eichenmistel abzuschneiden. Bei der Eichenmistel handelt es sich aber nicht um die gewöhnliche Mistel, sondern um die sogenannte Riemenblume (Loranthus europaeus), die nur auf Eichen wächst. Da herabfallende Zweige nicht die Erde berühren durften, fing man sie mit weissen Tüchern auf und verteilte sie an das Volk.

Ich möchte hier nun die Bedeutung der Mistel erklären. Die Mistel ist eine Halbschmarotzerpflanze. Das heisst sie ernährt sich hauptsächlich von ihrer Wirtspflanze. In zweiter Linie vom Wasser. Misteln wachsen somit häufig auf Bäumen die in feuchten Gegenden stehen, bezw. zuviel Wasser aufnehmen. Die Mistel ist eine Pflanze die den Energiehaushalt von natürlich gewachsenen Bäumen ausgleicht und das Immunsystem stabilisiert. Bäume die von der Mistel, sozusagen „umgebracht“ werden, wurden von Menschen gesetzt und würden, wahrscheinlich, natürlich auf diesem Standort nicht wachsen.

Mit diesem Hintergrundwissen, wussten die Druiden natürlich auch, dass die Mistel als wasserhältige Pflanze in erster Linie dem Mond zugesprochen wird. Zweitens war sie auch der Sonne zugehörig, aber erst im Reifezustand, wenn sich Blätter und Früchte golden färben. Dies war auch der Grund warum die Druiden die Mistel mit einer goldenen Sichel schnitten. Da sie als nicht dem Boden (Erde) zugehörig war , durfte sie auch denselben nicht berühren um ihre Wirkung nicht zu verlieren, und musste mit weissen Tüchern (Mond) aufgefangen werden. In der modernen Komplementärmedizin wird die Mistel wieder, z.B. Krebstherapie, verwendet.

Jeder Baum und die Eiche besonders zeigt uns die Kraft der Schöpfung! Das ewige Prinzip des „Stirb und Werde“, Wechsel der Jahreszeiten, kann im Baum, für uns Menschen nachvollzogen werden. Die Wurzel fest in der Erde verankert, die Äste gegen Himmel gereckt, der Baum als Symbol der Verbindung zwischen Himmel und Erde. Letztendlich hat auch die Kirche mit Papst Gregor dem Grossen erkannt, dass die neugewonnen Schäflein von den Bräuchen um die alten Götter nicht abliessen. Er verfügte daher, „dass man die Feste der Heiden allmählich christlich umwandeln solle und in manchen Themen nachahmen müsse“.

Nächstes Mal erzählt Merlin über die Esche.

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