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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Kräuterwiese
Sabin die Waldfee Offline

Wesen des Waldes

Beiträge: 2.601

05.05.2005 17:22
SChlehe Antworten

Schlehe - Die Zauberpflanze

Lat: Prunus spinosa, (Rosaceae, Rosengewächse)
Volksnamen: Schlehdorn, Schwarzdorn, Heckendorn, Hagedorn, Bockbeerli
Der deutsche Name Schlehe, verwandt mit dem altslawischen "sliva", das sich noch im Slivovitz, dem Pflaumenschnaps wiederfindet, kommt aus dem althochdeutschen "sleha".

Die Früchte reifen im Oktober. Zunächst sind sie noch sehr sauer, auch haben sie einen hohen Gerbstoffgehalt. Wahrscheinlich ist die Schlehe die wilde Vorfahre unserer Pflaumen und Zwetschgen.

Heimat:
Der ursprünglich in Mitteleuropa beheimatete Strauch hat sich dank seiner Widerstandsfähigkeit weit verbreitet: Von Südschweden bis in den Ural, in den gemäßigten Gebieten Vorderasiens, Nordafrikas und Nordamerikas ist die Schlehe mittlerweile zu finden.


Inhaltsstoffe:
Flavonoglykoside, Cumarinderivate, Gerb- und Bitterstoffe, Säuren, Vitamin C, Spuren von Amygdalin (Blausäureglukosid).


Verwendung:
Die medizinische Wirkung der Schlehe ist adstringierend (zusammenziehend), harntreibend, schwach abführend und entzündungshemmend. Getrocknete Blüten> als Teeaufguss werden zur Blutreinigung bei Hautkrankheiten und rheumatischen Beschwerden eingesetzt sowie als Gurgelmittel bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Die harntreibende Wirkung beugt gegen Harn- und Nierensteine vor. Mus oder Marmelade aus den Beeren wirkt gegen Appetitlosigkeit.

Früher pflanzte man Schlehen als wehrhaften Zaun. Das wäre auch heute noch sinnvoll, denn eine Schlehenhecke bietet Schutz und Nahrung nicht nur für Menschen, sondern auch für Vögel und Schmetterlinge und andere zahllose Tierarten. Thujahecken erfüllen diesen Zweck nicht. Die einheimische Schlehe steht auf der Hitliste der Futtersträucher für Insekten ganz oben, genau auf Platz 3, gleich hinter der Salweide und dem Weißdorn. In der Summe finden 137 Kleinlebewesen im Schlehenbusch Nahrung, davon allein 73 Kleinschmetterlinge. Auch 18 Wildbienenarten finden Gefallen an der Schlehe. An der heimischen Schlehe lässt sich auch gut zeigen, wie sich die Verwendung exotischer Gehölze im Vergleich zu ihrer heimischen Verwandtschaft auswirkt: Während bei der Schlehe 20 Vogelarten Nahrung finden, können mit dem beliebten exotischen Gehölz, dem immergrünen Kaukasus-Kirschlorbeer nur drei unserer Vogelarten was anfangen.

Der Kern der Schlehe ist blausäurehaltig. Das klingt zunächst mal sehr gefährlich. In Maßen genossen ist der Blausäureanteil jedoch unbedenklich, doch sollte man nicht unbedingt die Kerne zerbeißen. Die Blausäure verleiht dem Schlehenlikör das bittermandelartige Aroma. Schlehen wirken "adstringierend", das heißt zusammenziehend. Das ist die Ursache für eine Fülle weiterer Wirkungen: Sie sind harntreibend, leicht abführend, entzündungshemmend und appetitanregend.

Schlehen sind nicht für einen Verzehr in größeren Mengen geeignet. Roh verursachen sie Magen- und Darmbeschwerden. Aber eine Gefahr der Überdosierung besteht schon deshalb nicht, weil die Ernte so mühsam ist und ihr Geschmack so extrem sauer.

Ernte und Kulinarisches

Für die Ernte der Früchte muss man sich allerdings etwas in Geduld üben und den Herbst abwarten. Schlehen lassen sich ähnlich wie Holunder und Hagebutten gut mit Pflaumen, Äpfeln und Birnen kombinieren. Auch sie haben einen so "starken Charakter" und Eigengeschmack, dass sie ihn auch in Gemeinschaft mit der "kultivierten" Verwandtschaft nicht verlieren. Ihr Aroma wird dominieren. Man kann die Beute auch trocknen und als Zutat zu einem Wildfruchttee verwenden oder einfach mal zwischendurch kauen. Getrocknet schmecken Schlehen lecker sauer und trotzdem angenehm mild.
Die Lieblingsrezepte mit Schlehen sind Marmeladen oder Liköre, die außerdem noch verdauungsfördernd wirken. Man kann sie auch als ungewöhnliche süß-saure Beilage in Essig einlegen.

LG Sabin
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Lebe mit der Natur im Einklang Du wirst hören was dir die Naturgeister erzählen und sie im Sonnenlicht tanzen sehen. Ein wunderbares Gefühl wird in Dir wach.
Sabin die Waldfee

Sabin die Waldfee Offline

Wesen des Waldes

Beiträge: 2.601

05.05.2005 18:15
#2 RE:SChlehe Antworten

Schon sehr früh hatte die Schlehe auch ihre Bedeutung für den Menschen. Schon in der neolithischen Pfahlbauzeit war sie bekannt. Beim Ausgraben dieser Siedlungen wurden Steine von Schlehen gefunden. Araber, Griechen, Römer und die Menschen des Mittelalters nutzten die Blüten und Früchte als Heil- bzw. Nahrungsmittel. Asclepiades und Andromachus zum Beispiel rühmten ein Roob, einen eingedickten Fruchtsaft, aus Schlehenfrüchten als wirksames Mittel gegen Ruhr. Das zähe Holz der anspruchslosen Schlehe wurde zudem früher in der Landwirtschaft verwendet. Die Dornen lieferten schwarze Dornentinte, die Rinde roten Farbstoff für Wolle und Leinen. Auch die alten Germanen wussten um die Schutzwirkung der Schlehe: Zusammen mit Weißdorn bildeten sie die ersten Gartenhecken, die Apfelbäume und Kräuter vor Wildfraß schützten. Vom indogermanischen Wort "gher" = fassen entwickelte sich übrigens "ghortos", das wörtlich mit "das Eingefasste, Eingefriedete, das Geschlossene" zu übersetzen ist. Der Zaun war es also, der dem Garten zu seinem Namen verhalf, der geflochtene Zaun oder die Schutzhecke, die an einer Hauswand entlang ein Stück Land umschloss. Auch zauberabwehrende und weissagerische Kräfte wurden der Schlehe mancherorts zugesprochen. In der Haupttrudennacht (St. Ottilie) legte man früher Schlehdornzweige in die Räucherpfanne, ebenso wurden sie in der Walpurgisnacht zusammen mit Wacholder und Rauten zur Räucherung eingesetzt. Bauern wussten gleich zwei Regeln aus der Schlehenblüte abzulesen:


"Ist die Schlehe weiß wie Schnee,
ist´s Zeit, dass man die Gerste säe".

"Je zeitiger im April die Schlehe blüht,
umso früher vor Jakobi die Ernte glüht."


In der Volksmedizin finden sich zum Teil zauberhaft wirkende Bräuche: In Tirol wird als Mittel gegen Gelbsucht eine Schlehe an die linke Brust gebunden. In vielen Landstrichen findet sich der Brauch, drei Blütenstängel des Schlehenstrauchs je dreimal hintereinander zu essen: So soll man sich vor Fieber und Gicht schützen können.

LG Sabin
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Sabin die Waldfee

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