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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 1.382 mal aufgerufen
 Kräuterwiese
Sabin die Waldfee Offline

Wesen des Waldes

Beiträge: 2.601

10.01.2005 21:57
Nachtschattengewächse: Antworten

Die Tollkirsche - tödlich giftig!:
 In der Kriminalgeschichte gibt es bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder Morde, die mit Hilfe von Tollkirschen begangen wurden.
Belladonna - schöne Frau; der lateinische Name kommt daher, dass man sich die Tollkirsche von einem schönen weiblichen Dämon bewohnt vorstellte, der den Menschen glücklich macht, aber auch Krankheit, Wahnsinn und den Tod bringen kann;
 In früheren Jahrhunderten haben sich manche Frauen mit Wasser verdünnten Tollkirschensaft in die Augen geträufelt, um die Pupillen weit werden zu lassen und den Augen Glanz und Feuer zu verleihen. Auch bleiche Wangen haben die Frauen in der Slowakei mit dem Saft gefärbt, aus dem auch Hautpflegewässer hergestellt wurden.
 Liebeszauber und Aphrodisiakum
 In Ungarn hieß es, man würde beim Kartenspiel stets gewinnen, wenn man die Wurzel der Tollkirsche am nackten Leib bei sich trägt. Sie muss man in der Nacht vor dem Tag des Hl. Georg, dem 23. April, graben. Will man bei dieser Tätigkeit nicht vom Teufel getötet werden, tut man gut daran, an die Stelle der entfernten Wurzel ein Brotstück zu legen, in das man Salz und Gewürze geknetet hat.
 Bestandteil der Hexensalbe
Heilwirkung:
Vor einer Selbstanwendung der Tollkirsche ist zu warnen!
 In Form von Präparaten aber wird sie zu Behandlung von Magen- und Darmerkrankungen, die mit krampfartigen Schmerzen verbunden sind, bei Bronchialasthma und verschiedenen Neuralgien vom Arzt verordnet. In der Augenheilkunde verwendet man das reine Atropin.

Das Schwarze Bilsenkraut - giftig, geschützt:
 Das Bilsenkraut ist eines der ältesten Narkose- und Schmerzmittel. Es wurde schon im Altertum bei Babyloniern, Persern, Ägyptern, Griechen, Kelten und Römern als Heilpflanze und zu magischen Zwecken verwendet.
 Dioskurides schreibt, dass es Wahnsinn und Lethargie verursache und dass ein Umschlag aus den Blättern schmerzstillend wirke. Die Autoren des Mittelalters wussten um die starke Giftigkeit der Bilsenkrautsamen.
 Die berauschende Wirkung des Bilsenkrauts nutzten früher auch Bierbrauer, um die Wirkung ihres Bieres zu verstärken. Dieses Bilsenbier war sehr beliebt. In der frühen Neuzeit wurde Bilsenbier verboten. Eine Polizeiordnung aus dem Jahre 1507 in Eichstätt drohte mit Geldstrafen für die Beimengung von Bilsenkrautsamen u. a. berauschender Zusätze in das Bier  Reinheitsgebot von 1516 nur noch Gerste, Hopfen, Wasser
 Die Kelten in Gallien sollen ihre Pfeile und Wurfspieße mit Bilsenkrautsaft bestrichen haben, um die Verwundungen noch wirksamer zu machen.
 Giftmord in der Literatur: Hamlets Vater wurde von König Claudius Bilsenkrautsaft ins Ohr geträufelt, was dessen Tod verursachte.
 Jagdzauber in den Vogesen: Bilsenkrautsaft wurde mit Fett und Blut der als Jagdbeute erwünschten Tierart vermischt und in der Erde vergraben. Nach einer Stunde lief das betreffende Wild angeblich von selbst herbei.
 Regenzauber: s. d.
 Das Bilsenkraut war ein besonders wichtiger Bestandteil vieler Hexensalben und Hexentränke
Heilwirkung:
Vor einer Selbstanwendung des Bilsenkrautes ist zu warnen!
 In Präparaten wird Bilsenkraut bei Krampfzuständen im Magen- und Darmbereich verwendet, ebenfalls versucht man das Zittern der alten Leute zu beeinflussen und Unruhezustände zu dämpfen
 Äußerlich: mit Einreibemittel, die Bilsenkrautöl enthalten, werden Schmerzzustände verschiedener Art bekämpft.

Der Stechapfel - sehr giftig:
 Der Stechapfel ist keine heimische Pflanze. Unsicher ist, woher er kam. Heute nimmt man an, dass er aus Mexiko zu uns gekommen ist.
 In Indien, China und bei den Indianern sind Stechapfelarten für kultische, medizinische und aphrodisierende Zwecke in Verwendung;
 Ähnlich wie Bilsenkraut wurde in Mitteleuropa und in China dem Bier Stechapfelkraut zugesetzt, um die berauschende Wirkung zu verstärken;
 Angeblich haben türkische Ehefrauen ihre Männer mit Stechapfelsamen betäubt, wenn sich diese mit ihren Liebhabern vergnügen wollten. Andererseits sollen sich Männer dieses Mittels bedient haben, um Frauen liebstoll und gefügig zu machen;
 Wegen seiner berauschenden, halluzinatorischen und auch Flugerlebnisse vermittelnden Wirkung war der Stechapfel auch Bestandteil der Hexensalben
Heilwirkung:
Vor einer Selbstanwendung des Stechapfels ist zu warnen!
 In Präparaten wird der Stechapfel bei Asthma und Krampfhusten verwendet

Der Bittersüße Nachtschatten - giftig:
 Man legte den Kindern die Pflanze in die Wiege, um sie vor dem nächtlichen Schadensgeist zu schützen
 Der Schwarze Nachtschatten, sein Verwandter, wurde auch in die Hexensalben gemischt.
Heilwirkung:
Vor einer Selbstanwendung des Bittersüßen Nachtschattens ist zu warnen!
 In der Phytotherapie wird der Bittersüße Nachtschatten als Mittel bei chronischen Ekzemen verwendet, allerdings nur in Präparaten!

LG Sabin


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Lebe mit der Natur im Einklang Du wirst hören was dir die Naturgeister erzählen und sie im Sonnenlicht tanzen sehen. Ein wunderbares Gefühl wird in Dir wach.
Sabin die Waldfee

Cúron Offline

Mondsichel


Beiträge: 827

12.01.2005 22:21
#2 RE:Nachtschattengewächse: Antworten

Hier noch etwas zum Bilsenkraut:
Das Bilsenkraut ist die zweite Pflanze aus dem Geifer des Höllenhundes Zerberus, gilt als das klassische europäische Hexenkraut schlechthin. Es ist dem antiken Sonnengott Apollon zugeordnet und wurde in der römischen Literatur unter dem Namen "Apollinaris" erwähnt. Es ist bemerkenswert, aber nicht verwunderlich, denn Apollon war ursprünglich alles andere als ein lichtumfluteter Sonnengott. Genauso wie die Hekate paßt er nicht in den klassischen griechischen Götterhimmel. Seit der Antike ist das Bilsenkraut als Heilmittel wie als schamanisches Reisekraut gebräuchlich. Die psychoaktive Wirkung begründet dessen Ruf als wirksames Aphrodisiakum. Es war unverzichtbarer Bestandteil der Liebestränke der thessalischen Hexen und selbst dem Göttervater Zeus soll das Bilsenkraut heilig gewesen sein. Bei den Kelten hieß es BELLINOTEM und war dem Orakelgott Belenos geweiht. Die Druiden befanden sich in guter Gesellschaft, wenn sie Bilsenkrautsamen auf die Räucherpfanne streuten und den Rauch inhalierten, genau das gleiche taten nämlich die Pythias und Sybillen der Griechen sowie die Alrunas bei den Germanen, wenn sie die Runenstäbe warfen. Bei den Germanen galt vor allem das schwarze Bilsenkraut als heilig, es wurde von Priesterinnen besonders in Bilsengärten, den hl. Äckern, angebaut. Außer für Heilanwendungen wie bei Gicht oder Zahnschmerzen war es auch für den Wetterzauber, für die rituelle Trance und als Metgewürz unentbehrlich. Das Bilsenkraut durfte nur von einer nackten Jungfrau mit bloßen Händen ausgegraben werden, und zwar vor Sonnenuntergang. Jede Verletzung dieses Reinheitsgebotes hätte die Kraft des Bilsenkrautes gemindert.

Der Arzt Alexander von Tralles zeichnete um etwa 570 v Chr. eine Beschwörungsformel auf, die den Zeitpunkt für die Ernte des Bilsenkrautes sogar nach dem Mondkalender präzisiert. Demnach müsse der Mond im Zeichen der Fische oder des Wassermannes stehen und man dürfe nur mit zwei Fingern der linken Hand, dem Daumen und dem Arztfinger, also dem Ringfinger, graben. Dieser Arzt schlug dem Bilsenkraut und dessen Verwendung die Brücke in das Mittelalter und die Neuzeit.


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Lebe das Heute, denn Morgen ist Heute schon Vergangenheit - be blessed, Cúron!

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