‚Ich brauche eine Schamanentrommel!’
Ganz plötzlich war dieser Gedanke da, .... einige Monate, nachdem ich mich zu meinem ersten Schamanischen Seminar angemeldet hatte.
Dieser Gedanke, das Bild (wie diese Trommeln aussehen) und das Spüren (wie diese Trommeln in der Hand liegen) war eins. Unklar war mir zu diesem Zeitpunkt, woher dieser Gedanke kam (ich hatte mich ja jahrelang dagegen gewehrt, wenn mich Mitmenschen so nannten) und woher ich die genaue Vorstellung des Aussehens hatte oder ich sie in der Hand fühlte.
Die nächsten zwei Tage überlegte ich, wie ich zu so einer Trommel kommen könnte.... hatte ja das Thema Schamanin immer weit von mir bzw. vor mir her geschoben.
Völlig überraschend besuchte mich einige Tage später wieder einmal ein lieber Freund im Geschäft, von dem ich wußte, daß er sich u.a. auf die Anfertigung von "Indianischem" Kunsthandwerk nach alter Tradition spezialisiert hatte. ...
Ich beschrieb ihm, wie solche Trommeln nach meiner Vorstellung aussahen. ... Er schien auch sofort zu wissen was ich meinte als ich sagte, dass die Schamanentrommel ihre magische Kraft und Ausstrahlung durch die äußere schlichte Einfachheit und die Natürlichkeit erhält, und bot sich an ein solches Instrument für mich zu bauen. Kurz entschlossen gab ich die Trommel in Auftrag.
Eine Woche später wurde sie mir mit den Worten überreicht: „Jetzt heiratet erst einmal, und dann hole ich sie ab und bemale sie für dich.“
Ich war gerührt über so viel Einfühlungsvermögen, verstand aber nicht ganz, warum sie bemalt werden sollte. Für mich sah sie ja so aus, wie sie aussehen sollte und fühlte sich auch so an.
Doch nach einigem Hin und Her ließ ich mich von seinem Wissen über Schamanentrommeln überzeugen. ... Ich wusste ja nicht einmal woher meine innere Vorstellung stammte oder warum meine Schamanentrommel nicht bemalt sein sollte.
Die Trommel war klein und zierlich und hatte eine Ausstrahlung, die mir die Tränen in die Augen trieb. Andächtig hielt ich sie in der Hand, und nannte sie spontan „Lady“.
Die „meckernden Kobolde“, ich könnte ja ohnehin nicht damit umgehen, saßen mir im Nacken und so wagte ich vorerst nicht sie in seiner Gegenwart zu benutzen.
Als ich dann allein war, entzündete ich zuerst ein wenig von dem Räucherwerk, das mir der Schamane in Kanada nach der Schwitzhütte geschenkt hatte. Dann atmete ich tief durch und probierte, ob ich die „kleine Lady“ zum Klingen bringen konnte. ...
Ich konnte sie mühelos handhaben. Mehr noch, ihr Zittern und Vibrieren übertrug sich über meine Hand kurze Zeit später auf mein Innerstes.
Ihr magischer Klang öffnete die Tür zu einem Schmerz in meinem Innersten, den ich schon aufgearbeitet glaubte.
Mühelos lockte sie „die Kobolde des Schmerzes“ heraus und trug sie, wie auf einer Welle, sanft ins All, wo sie im Nichts aufgelöst wurden. Schon nach den ersten Schlägen spürte ich in mir eine Melodie, die ich mitsingen wollte. - Doch die Kehle war wie zugeschnürt.
Eine Woche später hielt ich die bemalte kleine Lady wieder in Händen.
Auf dem äußeren Rand hatte sie drei rote unterbrochenen Kreise und innerhalb der Linien waren vier verschiedene Symbole für Mutter Erde in gelb, schwarz und weiß aufgemalt. Sie sah jetzt wunderschön aus, doch es war nicht mehr die Lady, die ich kannte.
Sie war mir mit der Bemalung fremd geworden!
Sie hatte ihre Ausstrahlung und ihren Klang völlig verändert und ich glaubte vorerst wieder einmal mir etwas einzubilden.
Die veränderte Ausstrahlung konnte ich mir mit dem veränderten Aussehen erklären. Aber was hatte der Klang mit der Bemalung zu tun?
Ich bemühte mich das herauszufinden, und horchte ihrem Klang genau zu.
‚Ihr Klang ist durch die Bemalung schwerer geworden!’
‚Das ist doch lächerlich. Das bisschen Farbe kann doch nicht ihr Gewicht beeinflussen.’
Ich trommelte noch einmal und lauschte was sie mir mitteilen wollte.
'Sie kann mit der Bemalung nicht mehr so leicht atmen!'
Ich begann noch einmal zu trommeln und suchte dabei nach Worten und Begriffen, wie sie jetzt klang.
‚Sie klingt nicht mehr spirituell. Sie klingt jetzt viel stofflicher.’
Klick!
‚Die Symbole für Mutter Erde haben ihre Spiritualität im Stofflichen gefangen!‘
Ich war traurig und wütend zugleich. Ich hatte mich wieder einmal gegen meine innere Überzeugung zu etwas überreden lassen und damit etwas für mich sehr Wertvolles verloren.
Ich rief den Trommelbauer an und erzählte ihm was ich glaubte herausgefunden zu haben. ....
Ich bekam eine neue Trommel, die diesmal genau nach meinen Anweisungen gebaut wurde... als Schmuck nur die Krähenfeder, die ich in Kanada gefunden hatte.
Zwei Tage vor dem Seminar hielt ich die neue Trommel in den Händen. ... und ich war überglücklich.... Sie klang wieder spirituell....
Bemalte Schamanentrommel hin oder her!
Ich war bei der neuen Trommel doppelt achtsam, dass sie von keinem Fremden berührt wurde.
Sie hat mich über zwei Jahre begleitet, hat mich unterstützt auf meinem Weg zu mir und gelehrt, zu mir zu stehen... dann folgten die Trommeln, mit denen ich heute arbeite.
LG Dina