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Dieses Thema hat 42 Antworten
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 Gedichte und Geschichten
Seiten 1 | 2 | 3
White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

07.09.2005 08:36
Meine Schreibereien Antworten

Guten Morgen ihr Lieben,

ich werde euch mal einige meiner Werke hier hineinsetzen. Das Copyright liegt allein bei mir. Ich wünsche euch viel Vergnügen damit.

Gespräch mit einem Baum

Als kleiner Junge schon liebte Martin die Bäume. Ihn faszinierte das Rauschen der Wipfel im Wind, das Rascheln der Blätter und das Säuseln bei einer sanften Brise. Manchmal meinte er sogar, dass die Bäume miteinander sprächen. Aufgeregt hatte er das seinen Eltern erzählt, die ihn aber zurechtwiesen, nicht an solch einen Unsinn zu glauben.

Mit den Jahren dachte er auch nicht mehr daran aber die Liebe zu den Bäumen blieb. Es tat ihm in der Seele weh, wenn er sah, dass ein Baum vom Sturm geknickt oder umgeworfen worden war. Immer mehr dämmerte ihm, dass es ein Frevel war, den Regenwald abzuholzen. Was konnte er schon dagegen tun?

Jeden Tag machte er einen Spaziergang in den nahe gelegenen Wald. Seine Frau und seine Kinder ließen ihm gern diese Stunde, denn nach dem Zurückkommen war er immer aufgelebt und fröhlich. Die anfallenden Arbeiten gelangen ihm noch mal so gut. Manchmal begleitete ihn eins seiner Kinder und ihm zeigte er dann die Verschiedenartigkeit der Blätter, den manchmal bizarren Wuchs eines Baumes und die tierischen Waldbewohner.

Seine Jüngste, die Sinja, interessierte sich auch sehr für die Natur und besonders die Bäume. Ganz aufgeregt berichtete sie ihm: „Vati, die Bäume sprechen mit mir. Hör mal zu!“ Zuerst wollte er das als Unsinn abtun wie seine Eltern aber irgendwas hielt ihn davon ab. Er fragte: „Was sagen sie dir denn?“ „Sie freuen sich, dass du sie jeden Tag besuchen kommst. Endlich ist da ein Mensch, der uns achtet. Mehr hab ich nicht verstanden.“ „Hm...“ Nachdenklich ging er mit Sinja heim.

In der Nacht hatte er einen seltsamen Traum. Ein mächtiges Wesen reichte ihm freundschaftlich die Hand und bat ihn, mitzukommen. Verwundert ging er mit und befand sich plötzlich im tiefsten Wald. Die Bäume verneigten sich vor ihm. Mit sanfter Stimme wurde ihm eröffnet: „Du kannst unsere Sprache verstehen, wenn du auf dein Herz hörst.“ Er wurde wieder zurück geführt und das mächtige Wesen verabschiedete sich von ihm mit den Worten: „Deine Sinja weist dir den Weg.“

Am Morgen wachte er auf und wie jeden Tag ging er zur Arbeit. Wieder daheim am späten Nachmittag machte er sich mit Sinja auf in den Wald. Begeistert ging sie mit ihm. Sie setzten sich am Wegesrand auf eine Bank und Sinja sprudelte los: „Vati, hast du auch von diesem mächtigen lieben Wesen heute Nacht geträumt? Es war so groß und so stark und so lieb. Ich würde es so gern noch mal sehen.“ Entgeistert schaute Martin sie an: „Du hast auch von ihm geträumt?“ „Na klar und ich soll dir den Weg zeigen. Welchen Weg meinte es nur?“ „Hm...Tja...äh...“ „Vati, du weißt doch sonst immer alles.“ „Sinja, alles weiß kein Mensch. Ich freue mich sehr, dass du mir so vertraust aber diesmal weiß ich nicht, was mit diesem Weg gemeint ist. Ich soll auf mein Herz hören. “ „Dann tu’s doch.“ „Wenn ich nur wüsste, wie.“ „Frag doch diesen Baum dort, der wird dir helfen.“ „Wenn jemand sieht, dass ich mit Bäumen spreche, hält der mich für verrückt.“ „Dann mach ich das für dich.“ Sie sprang auf und rannte auf eine alte Buche zu. Täuschte sich Martin oder zwinkerte ihm der Baum zu? Das konnte nicht, es musste ein Lichtreflex gewesen sein. Sinja winkte ihren Vater aufgeregt zu sich. Kopfschüttelnd ging er zu ihr. Treuherzig schaute sie ihn an: „Ich weiß jetzt, was zu tun ist. Denk einfach an nichts und lausche, dann spricht jeder Baum mit dir, den du darum bittest.“ Verblüfft sah er auf sie herab. Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen. „Vati, versuch’s doch mal. Es ist ganz leicht. Mir hat er sofort geantwortet.“ Was nun? Er wollte seine Tochter nicht enttäuschen und versuchte es. Dabei verspürte er eine große Freude. Mehr gelang ihm aber nicht. „Sinja, mit mir spricht er nicht.“ „Hast du nicht gerade seine Freude bemerkt?“ „War die vom Baum?“ „Ja. Woher sonst?“ „Darüber dürfen wir beide nicht sprechen, nur untereinander. Das glaubt uns niemand.“ „Wieso nicht? Es stimmt doch aber.“ „Sinja, vertrau mir einfach. Es ist besser, darüber zu schweigen. Mit Bäumen darfst du so oft reden wie du willst, wenn du allein oder mit mir da bist. Die anderen Menschen würden es nicht verstehen. Aus ihrem Unverständnis heraus entwickeln sie große Angst und fürchten sich vor diesen Dingen. In ihrer Angst gehen sie sogar so weit, dass sie Andersdenkende wegsperren, nur um sich nicht mit ihnen beschäftigen zu müssen.“ „Vati, ich bin traurig. Es ist doch so schön, mit den Bäumen zu sprechen. Warum fürchten sich die Menschen davor?“ „Weil sie es nicht können und es daher für unmöglich halten. In ihren Augen wären wir verrückte Spinner, gefährlich für die öffentliche Ordnung und Sicherheit.“ Sinja weinte. Er tröstete sie und versprach ihr, so oft es möglich wäre, mit ihr in den Wald zu gehen. Sie beruhigte sich wieder und er gab ihr ein Papiertaschentuch, mit dem sie sich das Gesicht abwischte. So ganz gelang es ihr nicht aber den Rest der Spuren beseitigte er. Mit strahlenden Augen sah sie ihn an: „Du bist der beste Vati von der Welt.“ Diesmal verdrückte er eine Träne der Rührung, nahm Sinja in die Arme und freute sich einfach, dass er sie hatte. Da vernahm er eine gutmütig spottende Stimme in seinem Kopf: „Der harte Mann ist gerührt.“ Sollte tatsächlich...? Es musste so sein, sonst war niemand in der Nähe. Froh gelaunt machten sie sich wieder auf den Heimweg.

Natürlich bemerkte die Mutter die große Fröhlichkeit ihrer Tochter und Martins sehr gute Laune. Sinja kniff ihrem Vater eine Auge und sagte: „Mami, wir haben ein Geheimnis, der Vati und ich. Davon sag ich aber nichts.“ Sie tat, als wenn sie streng schaute: „Martin, was habt ihr wieder ausgeheckt? Doch bestimmt nichts Gutes!“ Martin antwortete: „Liebe Nadja, du darfst wohl alles essen, musst aber nicht alles wissen.“ Sinja strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Selbst die Mami wusste es nicht.

Nach zwei Tagen kam Nils, der mittlere Sohn, morgens früh verstört zu seinen Eltern. Er hatte geträumt und brachte keinen richtigen Satz heraus. Seine Mutter versuchte aus den Bruchstücken etwas zusammen zu setzen, was ihr aber nicht gelang. Irgendwas Grünes, was über Felder laufen würde und sehr freundlich wäre, hätte ihn an die Hand genommen. Was hätte das sein können? Martin wusste es auch nicht. Während sie so nachgrübelten, kam Sinja angesprungen. Sie begrüßte alle gut gelaunt und sagte frei heraus: „Na Nils. Hast du auch vom Waldgeist geträumt? Dieses grüne, freundliche Wesen? Ich kann mit ihm und den Bäumen sprechen.“ Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Jetzt hatte sie das Geheimnis verraten. Martin schaute sie an: „Du Plaudertasche.“ Schnell nahm er sie in den Arm und drückte sie. „Vati, das tut mir so leid, das wollte ich nicht.“ „Das ist nicht schlimm. Jeder verplappert sich mal. Zumindest wissen wir jetzt, was Nils geträumt hat.“ Nadja wusste nicht, was sie sagen sollte. War das normal, dass Kinder die Träume ihrer Geschwister miterlebten? Mit Bäumen und Waldgeistern sprechen? Zukünftig las ihnen keine Märchen mehr vor, davon träumten sie nur wirres Zeug. Sinja besaß eine blühende Fantasie, die sie wohl von Martin geerbt hatte. Sie musste mal ein ernstes Wort mit ihrem Gatten sprechen. Es ging nicht an, dass die Kinder ihre Einbildungen für bare Münze hielten und auch noch daran glaubten. Was würden nur die Nachbarn sagen, wenn ihnen solch ein Unsinn erzählt würde? Als letzter kam Jan auch noch dazu. Er war in den Augen seiner Mutter normal, denn er spielte am liebsten mit seinen Abenteuerfiguren und las gern Bücher über Technik. Außerdem hatte er gute Zensuren in Mathematik und Physik. Aus ihm wurde bestimmt mal ein Ingenieur. Etwas müde erzählte er von seinem Traum: „Ich träumte von einem grünen Wesen, das überfahren worden war und zwar im Wald. So ein Quatsch.“ Sinja sah ihn entsetzt an: „Überfahren? Das kann doch nicht sein. Er war doch so lieb.“

Nadja wurde es zu bunt: „Es reicht jetzt. Hör auf, diesen Blödsinn von deinen Bäumen und deinem Waldgeist zu verzapfen! So was gibt es nicht! Da kannst du jeden fragen und jeder wird dir sagen, dass das Unsinn ist.“ „Auch Vati?“ „Ja, auch den.“ Martin wollte genau dieses Streitgespräch niemals führen, denn er wusste, wie seine Frau reagieren würde. Es half nichts also musste er wohl oder übel seine Meinung auch sagen. Er begann vorsichtig: „Liebe Nadja, warum glaubst du Sinja nicht? Hat sie dich jemals angelogen?“ „Martin, das hat nichts mit lügen oder schwindeln zu tun. Fantasie ist nicht real und das weißt du. Sie soll sich daran gewöhnen, dass wir in der realen Welt leben und nicht in einer Welt mit Geistern, Sagengestalten und dergleichen mehr. Es ist alles das real, was du sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen kannst. Und was messbar ist, wie z. B. Wärme oder Länge.“ „So, dann ist Mutterliebe also nicht real?“ „Was soll das? Natürlich ist sie real!“ „Ich kann sie aber weder sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen oder nachmessen. Also ist sie irreal.“ Nadja überlegte. Er hatte sie überlistet. Was sollte sie jetzt den Kindern sagen? Martin schaute sie liebevoll an: „Nadja, ich könnte mir keine bessere Mutter für unsere Kinder vorstellen. Bitte unterdrücke deren Fantasie nicht, es schon kalt genug in der Welt.“ Mit einem schrägen Blick umarmte sie ihn.

Beim nächsten Waldspaziergang begleiteten ihn Sinja und Nils. Plötzlich blieb Sinja stehen. Sie flüsterte: „Geht nicht weiter. Gleich stürzt ein Baum auf den Weg.“ Ein lautes Knarren erscholl und krachend fiel ein Baum zu Boden. Nils rieb sich die Augen und Martin fragte sie: „Wer hat dir das gesagt?“ „Die alte Eiche hier links.“ Sie ging zu ihr hin, umarmte sie und bedankte sich bei ihr. Nils glotzte verständnislos. Seine kleine Schwester musste verrückt sein. Einen Baum zu umarmen. Er fasste sich an den Kopf. Freudestrahlend lief Sinja auf ihn zu. Sie forderte ihn auf, auch mal diese Eiche zu umarmen. Er wich zurück und wollte weglaufen. Sein Vater hielt ihn auf und sagte zu ihm: „Wenn du das nicht möchtest, ist das in Ordnung. Niemand zwingt dich zu irgendwas.“ Zu Sinja gewandt: „Siehst du, es muss aus dir selber kommen, sonst ist es sinnlos. Behalte es für dich und liebe weiterhin die Bäume.“ „Nils, schau mal bitte genau hin, was ich jetzt mache und sage mir hinterher, wie du es empfunden hast.“ Nils nickte und Martin umarmte die Eiche. Sie antwortete ihm stumm auf seine Fragen und bedankte sich für die Umarmung. Danach ging er zu seinem Sohn und forderte ihn auf, etwas dazu zu sagen. Er zögerte ein wenig, überwand sich aber schnell: „Vati, es hat mir gefallen. Du hast die Eiche genauso umarmt wie Mami oder mich. Liebst du diesen Baum etwa?“ „Nils, ich liebe zwar Bäume aber euch viel mehr. Ich respektiere sie und bedanke mich bei ihnen für all die Dinge, die sie mir gerne geben.“ „Hm... Was gibt dir denn ein Baum?“ „Schatten, Energie, Zuneigung, Obst, Freude, Kraft und noch vieles mehr.“ „Was geben wir ihnen denn?“ Martin stutzte. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Er umarmte Nils und bedankte sich bei ihm. Der war äußerst erstaunt. „Mein Sohn, du hast die beste Frage gestellt, die mir jemals untergekommen ist. Darauf gibt es leider nur die harte Wahrheit zur Antwort. Wir geben nicht, wir nehmen einfach. Ein Baum ist ein Lebewesen. Für uns ist er nur eine Ware. Er wird ungefragt gefällt, zu Brettern oder Brennholz zersägt. Früher hatten die Menschen Achtung vor den Bäumen. Wenn sie einen fällen wollten, baten sie ihn erst um Verzeihung und brachten ihm z. B. Wasser als Opfer dar. Der Schamane, Medizinmann oder Priester z. B. versetzte sich in Trance und hielt Zwiesprache mit dem Baum. Wenn der Baum zur Fällung bereit war, gab er dem Priester stumm sein Einverständnis.“ „Vati, können Bäume wirklich sprechen?“ „Nein, nicht so wie wir. Sinja kann spüren, was er ihr sagt und ich arbeite auch daran. Es ist ein wundervolles Gefühl, eins mit einem Baum zu werden. Vergiss dabei niemals, dass das der Baum freiwillig macht. Erzwingen wirst du niemals etwas können.“ „Ja, Nils. Hören kann ich nichts, seine Worte sind auf einmal einfach in meinem Kopf. Jeder Baum ist so weise.“

Nachdenklich begaben sie sich auf den Heimweg und behielten ihre Erlebnisse für sich. Es war das Beste für alle Beteiligten.


Liebe Grüße
Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
Wer kuschelt, kann nicht streiten.

White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

07.09.2005 09:49
#2 RE: Meine Schreibereien Antworten

hier kommt Nachschub:

Weiße Tauben

Gibt es noch die weiße Taube,
die Frieden uns verheißen hat?
Manchmal fehlt mir doch der Glaube,
dass sie das wirklich einmal tat.

Zu viele holten sich die Falken,
Tauben fliegen keine mehr.
Es sitzt auch keine mehr auf Balken,
ich vermisse sie so sehr.

Wohin ich schaue, große Leere,
manchmal fliegt ein Spatz vorbei,
Schuld sind nur der Falken Heere,
lag wohl an ihrer Räuberei.

Für sie gibt’s kaum noch was zu fressen,
sägten am Ast, auf dem sie saßen.
werden selbst bald sein vergessen,
mit der Natur ist nicht zu spaßen.

Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
Wer kuschelt, kann nicht streiten.

White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

07.09.2005 09:50
#3 RE: Meine Schreibereien Antworten

und noch mehr:

Der unsterbliche Wassertropfen

Es war einmal ein Wassertropfen, den die große Langeweile plagte. Das war nicht immer so gewesen, denn er hatte die ganze Welt gesehen und konnte sehr viel erzählen. Er war einer der Tropfen, die kurz nach der Geburt der Erde entstanden waren. Fast die komplette Erdgeschichte hatte er erlebt, von der Entstehung der ersten Einzeller über die Dinosaurier bis zu den heutigen Menschen. Unzählige Male hatte er sich von der Sonne verdunsten lassen und war als Regentropfen wieder zur Erde zurück gekommen. Oft war er auch von Lebewesen getrunken worden und hatte zu deren Überleben beigetragen. Besonders gern erzählte er den jüngeren Tropfen von seinen Erlebnissen. Alle großen Flüsse hatte er mit vielen anderen Tropfen gebildet und war von den Quellen bis zur Mündung ins Meer geflossen.

Wenn er verschmutzt war, brauchte er, um wieder sauber zu werden, nur zu verdunsten und sich wieder herab regnen zu lassen. Sein Leben war einfach. Bis zu dem Moment, als es ihm zu einfach erschien. Er hatte es langsam satt, immer nur zu fließen und von der Sonne verdunstet zu werden. Es musste doch noch etwas anderes geben. Nur was? Ein anderer Tropfen berichtete ihm von etwas Besonderem, was es bei den Menschen geben sollte. Sie nähmen aus einem Fluss sehr viele Tropfen und die hätten bei der Rückkehr kein Gedächtnis mehr. Das wollte er aber nicht und fragte sich weiterhin, was es noch gäbe. Noch einer erzählte ihm von einem riesengroßen Ding, das andere Welten besuchen würde und auch Wasser brauchte. Dann könnte er doch noch viel mehr sehen. Das wollte er auch nicht, bedankte sich und floss weg.

Jeden Tag wurde seine Langeweile größer, sie quälte ihn schon richtig. Da durchzuckte es ihn: „Warum willst du etwas anderes sein, als du bist? Wassertropfen sind und bleiben eben Wassertropfen. Was gefällt dir daran nicht?“ „Ich bin es Leid, immer und ewig nur zu verdunsten und wieder herab zu regnen. Das ist furchtbar langweilig. Es muss doch was anderes geben!“ „Wenn du ein Tropfen bleibst, gibt es nichts anderes für dich. Du musst dich von allem trennen, dich völlig aufgeben, erst dann kannst du etwas an dir ändern. In was sollte ich dich verwandeln, wenn du so weit wärst?“ „Alles aufgeben, alles zurück lassen? Ist das nicht sehr schwer?“ „Wenn du so denkst, dann lassen wir alles am besten fallen. Bleibe einfach ein Tropfen und langweile dich unendlich, denn sterben kannst du ja nicht.“ „Na gut. Kann ich in einen Menschen verwandelt werden?“ „Dann müsstest du aber sterben, nach dem du in Schmerz und Mühsal dein Leben verbracht hast.“ „Was? Sterben? Wie geht das? Das kenne ich doch nicht.“ „Weißt du, dass Menschen eine unsterbliche Seele haben?“ „Dann möchte ich eine Seele werden.“ „Als Seele ist alles noch viel schwieriger. Du musst mit ansehen, wie das Ego des Menschen, in dessen Körper du dich befindest, ihn dauernd quält und niemals mit ihm zufrieden ist. Selbst wenn du ihn mit deiner zarten Stimme zu erreichen versuchst, so wehrt dich sein Ego ab und verdrängt dich. Willst du das wirklich?“ „Wenn ich dafür nicht sterben muss, dann schon.“ „Bevor du Seele wirst, musst du aber Alles aufgeben, sonst kannst du nicht verwandelt werden.“ „Muss das denn sein?“ „Du wirst nicht darum herum kommen.“ „Bevor ich der unendlichen Langeweile ausgesetzt bin, mache ich es. Können wir jetzt sofort die Verwandlung durchführen?“ „Natürlich. Aber ich habe dich gewarnt. Beklage dich nicht und ertrage dein Los. Es wird sehr schwer werden.“ „Egal, ich will es!“

Die Seele geriet in den Körper eines gesunden männlichen, noch nicht geborenen Kindes. Sie erlebte die Qualen der Geburt und die völlige Unmöglichkeit, auf irgendeine Weise, außer durch Schreien, mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Nach dem der Junge sprechen gelernt hatte, meinte sie, jetzt ginge es aufwärts und sie könnte sich endlich mit Allen verständigen. Leider nahm niemand einen Dreijährigen für voll. Er hatte so viel zu erzählen, aber alle Menschen in seiner Umgebung hielten seine Worte für kindlichen Unsinn und geboten ihm öfters zu schweigen. Als er Schreiben und Lesen gelernt hatte, brachte er seine Gedanken zu Papier, aber niemand wollte sie lesen. Die Erzieher unterdrückten frühzeitig seine Fantasie und lehrten ihn, nur mit einer Gehirnhälfte zu denken und zwar der linken. Darin war nur die kalte Logik und das Einteilen in Gut und Schlecht enthalten, mit anderen Worten, er be- und verurteilte seine Welt. Außerdem lernte er nebenbei, berechnend zu sein und nur dann ein guter Mensch zu sein, wenn es ihm nützte. Sozusagen beschnitten sie ihn geistig, wie es mit fast allen Menschen auf der Welt geschah. Als er verheiratet und Vater geworden war, machte er mit seinen Kindern das Gleiche, was ihm widerfahren war. Er unterdrückte ihre Kreativität und ließ sie zu gut funktionierenden Mitgliedern der Gesellschaft ausbilden.

Die Seele hatte so oft versucht, ihn von Dummheiten abzuhalten, aber wie ihr prophezeit worden war, gelang ihr das fast nie. Nur mit einer zarten Stimme allein kann keiner viel ausrichten aber mehr stand ihr nicht zur Verfügung. Ihr Mensch hörte immer auf sein Ego, das sich schlimmer als jeder Sklaventreiber aufführte und ihn oft in die fürchterlichsten Situationen geraten ließ. Es war grausam, nichts dagegen unternehmen zu können und hilflos alles mit ansehen zu müssen.

Kurz bevor der Mensch starb, stellte sie fest, dass sie nicht ein Beobachter gewesen war, sondern ein Teil von ihm. Alle von ihm gemachten Erfahrungen waren ihre eigenen geworden, ohne das sie es bemerkt hatte. Nach seinem Tod gelangte sie in einen unendlich großen Raum, in dem sich viele andere Seelen befanden. Jede hatte andere Erfahrungen gemacht, die sie jetzt untereinander austauschten. Sie kam sich vor wie in einem großen Ozean. Eine Unterhaltung versetzte ihr fast einen Schock: „Man kommt sich vor wie ein Wassertropfen. Das Leben ist ein ewiger Kreislauf. Wie eine Quelle wird der Mensch geboren, fließt dem Meer entgegen und der Tod ist die Mündung.“ „Und dann landest du wieder hier bis zur nächsten Geburt. Wenn doch die Menschen wüssten wie sie das ändern könnten. Sie brauchen nur Alles zu lieben oder in Liebe anzunehmen und schon wären sie vom Kreislauf erlöst.“ „Frage doch mal die Egos, was die davon halten.“ Verstört begab sie sich woanders hin und hatte eingesehen, dass es sehr schwer war, vom Werden und Vergehen erlöst zu werden.

Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
Wer kuschelt, kann nicht streiten.

White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

07.09.2005 09:55
#4 RE: Meine Schreibereien Antworten

und noch ein Gedicht:

Träume auf der Wiese

Ich liege hier im grünen Gras,
in süßem Traum versunken,
ich hab‘ heut‘ Zeit, ganz ohne Maß,
die Freud‘ macht wie betrunken.

Mit off’nen Augen hier zu liegen,
weiße Wolken zieh’n vorbei,
muss mich heute nicht verbiegen,
Sorgen sind mir einerlei.

Wolken wecken Fantasien,
viele Dinge ich entdeck‘,
muss mich gar nicht mal bemühen,
jetzt sind sie da, gleich wieder weg.

Der Duft der Blumen intensiv,
über mir der Himmel blau,
ich atme ein so herrlich tief,
Schönheit ist, wohin ich schau.

Ein lautes Brummen links von mir,
‘ne Hummel ist‘s gewesen,
sie ist ein interessantes Tier,
hab‘ viel von ihr gelesen.

Das süße Nichtstun war so schön,
werd‘ immer es genießen.
Doch jetzt, da werd‘ ich heimwärts geh’n,
vor Freude könnt‘ zerfließen.

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Dina Offline

Hüter der Natur


Beiträge: 613

07.09.2005 11:02
#5 RE: Meine Schreibereien Antworten

Danke
Einfach nur schööön !!!!

Alles Liebe
Dina

Sabin die Waldfee Offline

Wesen des Waldes

Beiträge: 2.601

07.09.2005 11:24
#6 RE: Meine Schreibereien Antworten

so einen teil gelesen bin ja zum arbeiten in der Arbeit ..oder *ggg*

Der Teil war schon mal wunderschön werd den nächsten Teil zu Hause lesen
freu mich schon darauf
Danke LG Sabin
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Lebe mit der Natur im Einklang Du wirst hören was dir die Naturgeister erzählen und sie im Sonnenlicht tanzen sehen. Ein wunderbares Gefühl wird in Dir wach.
Sabin die Waldfee

Cúron Offline

Mondsichel


Beiträge: 827

07.09.2005 14:50
#7 RE: Meine Schreibereien Antworten

Lieber White Wolf,
ich dank Dir für die GEschichten hier
sie sind für diesen Thread `ne Zier
drum schreibe weiter, rasch geschwind,
damit wieder welche zu lesen sind...
****************
Um Gefühle zu verstehen, muss man gut zuhören können! - be blessed, Cúron

White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

08.09.2005 13:41
#8 RE: Meine Schreibereien Antworten

Na gut, ihr wollt es nicht anders

Das Schwein

Was haben wir nur mit dir gemacht?
Das hast du doch niemals verdient!
Wir haben dich einfach abgeschlacht‘,
oh weh, wenn das wird gesühnt.

Wer gab uns das Recht, zu dir so zu sein?
Zum Schinken, zu Schnitzel kalt degradiert.
Zu Recht ruft man dich „armes Schwein“,
gequetscht in ein enges Geviert.

Du würd‘st so gern auf der Wiese toll‘n,
alles beschnüffeln, beäugen und mehr.
Mit andren jeden Hügel ‘nab roll’n,
ach, es fehlt dir so sehr.

Wir zieh’n dir stattdessen das Fell übers Ohr
und machen Leder daraus.
Das kommt mir mehr als grausam vor,
sieht das nach Luxus aus?

Wie unsere, so bunt ist auch deine Welt,
gebrochen dein Auge blickt.
Ist der Profit das Einz’ge, was zählt,
der Fleischer zustimmt nickt.

Sollt’s geben wirklich das Jüngste Gericht,
ich wag‘ einfach nicht dran zu denken.
Was wenn ein Schwein das Urteil spricht?
Es würd‘ das Leben uns schenken.

Als Haustier würd‘ nehmen ich dich,
bist schlauer als jeder Hund.
Ganz einfach gesagt: Ich liebe dich!
Das ist der einzige Grund.

Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
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White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

09.09.2005 17:15
#9 RE: Meine Schreibereien Antworten

Mal was in Englisch, mir war einfach danach:

The Reality

I know what I want.
Do I want what I know?
I know, it’s you
Is it really you?
Is it your love?

Your whole being is love.
I saw it in your eyes.
I felt it in your touch.
There was a beginning.
It is impossible to end.

Was there really a beginning?
No, it is always there.
Abandon all hopes.
Forget your thinking
and you’ll find love.

Love is a never ending story.
She won’t live and die.
Love is the whole world.
I know it from the heart.
I never know it from my mind.

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Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
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White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

10.09.2005 11:50
#10 RE: Meine Schreibereien Antworten

Fragen ohne Antworten?

Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Soll ich auf dich zugehen?
Soll ich es nicht?
Darf ich dir meine Liebe gestehen?
Soll ich es besser ohne Worte sagen?

Deine Gesten, deine Mimik, deine Haltung,
aus allem sprach deine Zuneigung.
Ich sah in deine Augen,
spürte die Wärme darin,
es war wie ein Wunder.

Dieses Warten auf dich,
die Gedanken an dich,
dieses warme Bauchgefühl,
mein heißes Herz,
dieses innige Glühen.

Was ist nur so schwer?
Angst vor Verletzung?
Furcht vor dem Alltag?
Ist die Liebe zu schwach?
Nein, der Verstand macht Vollbremsung.

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White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

10.09.2005 11:51
#11 RE: Meine Schreibereien Antworten

Das Meer

An manchem Strand ich schon gesessen,
wie gebannt hab’ ich geschaut,
du bist gar nicht zu ermessen,
einmal leis’ und einmal laut.

Die Wellen rollen an den Strand
und jede was Besond’res ist,
wie sie wandern übern Sand,
ein Anblick, den du nie vergisst.

Jedes Mal, wenn ich dir lausche,
beruhigst du meine Nerven sehr,
denn durch dein oft sanft’ Gerausche,
entspann’ ich einfach mehr und mehr.

Aufgepeitscht von starken Stürmen
kannst du auch ganz anders sein,
begleitet oft von Wolkentürmen,
suchst du schon mal uns Menschen heim.

Von Tag zu Tag ganz anders bist
und nicht nach unserm Sinn,
dies’ das Beste an dir ist,
mich zieht es zu dir hin.

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Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
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White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

11.09.2005 09:49
#12 RE: Meine Schreibereien Antworten

Das Leben lieben?

Thomas war es innerlich kalt. Die Sonne schien mild an diesem schönen Herbsttag und der Duft der letzten Blumen erfüllte die Luft mit seltsamer Schwere. Was war es nur gewesen, was Thomas so berührt hatte? Dieser mitleidige Blick eines Passanten, die unüberwindliche Treppe, die Gedankenlosigkeit vieler Menschen?

Es war nicht immer so gewesen. Seitdem er an den Rollstuhl gefesselt war, kannte ihn keiner mehr, denn er war eine seelische Belastung für so viele in dieser Leistungsgesellschaft, in der nur Jugend, Schönheit und Gesundheit etwas zählte. Hätte er doch nur nicht leichtsinnig überholt, dann hätte sich sein Wagen nicht überschlagen, als er dem entgegenkommenden Laster ausweichen musste. Warum gerade er? Sein ganzes Leben war zerstört durch diese Dummheit. Wer interessierte sich noch für einen Krüppel?

Er dachte wehmütig an die ausgelassenen Partys zurück, jetzt würden sie ohne ihn stattfinden. Alle hatten ihn gemocht aber das war vorbei. Missmutig schob er den Hebel des Elektrorollstuhls nach vorn und wollte nach Hause zurückfahren. Da rief ihm jemand zu: „Hallo Thomas, warte doch mal.“ Oh nein, es war Kevin, dieser Partyschreck, der jedem auf den Geist ging. Ausgerechnet jetzt konnte er ihm nicht mehr entkommen. Ergeben in sein Schicksal drehte er sich um. Kevin machte große Schritte auf ihn zu und begrüßte ihn: „Hi, was machst du denn hier? Fiel dir zuhause die Decke auf den Kopf. Ich wollte dich im Krankenhaus besuchen kommen aber da warst du schon weg in der Reha. Tut mir leid, was mit dir passiert ist.“ „Hi Kevin. Vielen Dank für deine Anteilnahme, aber die hilft mir nicht. Besser wäre, ich könnte wieder laufen.“ „Ich werde dich mal zuhause besuchen, dann reden wir über alles, was dich bedrückt. Wäre es dir Morgen Nachmittag recht?“ Lahm sagte Thomas zu, denn er brauchte keinen Besuch und eine Nervensäge schon gar nicht, aber etwas in ihm ließ ihn dem Besuch zustimmen.

Am nächsten Tag um halb vier klingelte es bei Thomas und er drückte auf den Türöffner. Es war Kevin und er hatte einen Stapel CDs dabei sowie einige Bücher. Was sollte das denn? Früher mal hatte er sich sehr für Musik interessiert und gern gelesen. Wozu heute noch? War doch sowieso sinnlos. Freundlich begrüßte ihn Kevin: „Hallo Thomas. Ich hab dir mal was mitgebracht, Zeit hast du ja gezwungenermaßen jetzt genug.“ „Hallo Kevin, wäre aber nicht nötig gewesen. Schön, dass du da bist.“ Wenn er noch weiter hätte schleimen müssen, wäre ihm übel geworden. Kevins Freundlichkeit bereitete ihm fast körperliche Schmerzen. Warum ließ er ihn nicht in Ruhe?

Mit halbem Ohr hörte er sich Kevins Gerede an. Bis ihn seine Frage ins Mark traf. Was bildete der sich ein? „Thomas, wie tief bist du ins Selbstmitleid gerutscht? Ist es schön, sich selbst zu bemitleiden? Fühlt es sich so gut an?“ „Was fällt dir ein, so mit mir zu reden? Wie kannst du es wagen, so mit einem Kr... Behinderten zu sprechen?“ „Ja, sag das Wort. Sag das Wort Krüppel! Sprich es aus!“ „Verdammt noch mal, das lass ich mir nicht bieten von dir! Verschwinde endlich!“ „Eins noch, ich habe einem Darmtumor, inoperabel. Die Ärzte geben mir noch ein halbes Jahr. Soll ich jetzt immer noch verschwinden?“ Thomas schluckte und sah ihn entgeistert an. Da brach sein ganzer Frust in ihm auf und er begann, hemmungslos zu weinen. Kevin nahm ihn in den Arm und redete beruhigend auf ihn ein: „Ich habe es bald hinter mir, dieses Elend, so dachte ich. Jetzt weiß ich, das Alles seine Richtigkeit hat. Ich werde in Frieden diese Welt verlassen und jeden Moment hier, der mir noch bleibt, in vollen Zügen genießen. Schmerzen habe ich keine, Morphium ist ein Segen. Vor allem möchte ich eins noch erreichen, nämlich das du wieder einen Sinn im Leben siehst. Egal wie es ist, es ist sehr wertvoll.“ Unter Tränen brachte Thomas sehr mühsam ein Danke hervor. Wie hätte er reagiert, wenn ihm die Ärzte solch eine Diagnose gestellt hätten? „Lasse deine Tränen fließen, sie tun sehr gut. Das kannst du mir glauben. Ich werde dich mal alleine lassen. Hast du Lust, morgen mal ein wenig mit mir spazieren zu gehen? Sorry, mich bei einem Spaziergang zu begleiten.“ „Ja, ich hab sowieso nichts vor.“ „Gut, ich bin Morgen gegen eins bei dir. Ok?“ „Ja, ok.“

In der Nacht konnte Thomas schlecht schlafen. Kevins Gespräch hatte ihn total fertig gemacht. Immer wieder kreisten seine Gedanken um Selbstmitleid und Tod. Aber weshalb interessierte sich ausgerechnet Kevin für ihn? Erschöpft schlief er ein.

Kurz vor eins war Thomas von seinen Eltern warm eingepackt worden, denn ein kalter Wind zog durch die Straßen. Da klingelte auch schon Kevin und kam herein. Er begrüßte alle ausgesucht höflich und freundlich und Thomas begleitete ihn nach draußen. Sie machten eine große Runde durch die Stadt, setzten sich in ein Café und unterhielten sich. Gegenseitig erzählten sie sich ihre Leidensgeschichte und ihr Gespräch wurde immer angeregter. Thomas merkte gar nicht, wie er immer begeisterter und neugieriger auf sein jetziges Leben wurde. Langsam begriff er, das ein Rollstuhl nicht das Ende war und sich auch oder gerade deswegen neue Chancen auftaten.

Auf dem Rückweg unterhielten sie sich noch ein wenig, aber der Wind riss ihre Worte immer mit sich, so dass die Verständigung sehr mühsam wurde. Plötzlich brach Kevin zusammen. Unter ihm bildete sich eine Blutlache. Entsetzt schaute Thomas auf dieses unglaubliche Szenario. Mit seinem Handy rief er den Notarztwagen und wartete bangend auf sein Eintreffen. Endlich war er da und Kevin wurde sofort behandelt. Thomas berichtete dem Arzt von Kevins Darmtumor und schon waren sie auch schon mit Kevin ins Krankenhaus unterwegs. Erschüttert fuhr Thomas heim. War das noch gerecht? Gerade hatte er einen Freund gefunden und dann musste er ihn auch schon wieder gehen lassen.

Nach zwei Stunden rief Thomas im Krankenhaus an und erkundigte sich nach Kevins Befinden. Er bekam folgende Auskunft: „Der Blutverlust war zwar enorm aber er wird es überstehen. Übermorgen können Sie ihn besuchen kommen.“ Thomas bedankte sich und legte auf. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen. Auch seinen Eltern, denn die hatten sehr schnell gemerkt, wie gut Kevin für Thomas war, vor allem für sein seelisches Wohlbefinden.

Am übernächsten Tag fuhr Thomas zum Krankenhaus und besuchte Kevin. Der war zwar noch blass aber guter Dinge. Mit leiser Stimme begrüßte er Thomas: „Hallo, mein Lebensretter.“ Der wurde rot bis hinter die Ohren und antwortete sehr verlegen: „Das war doch selbstverständlich. Das hätte jeder andere für dich auch getan.“ „Aha, du bist aber nicht jeder andere, du hast das Nötige getan, damit ich noch lebe. Ohne dich wäre ich verblutet.“ Sprachlos schaute ihn Thomas an. Ein leichtes Lächeln umspielte Kevin Lippen: „Ich hab da heute morgen was erfahren, weiß aber nicht, ob es dich interessiert.“ „Dann sag mir einfach, was du erfahren hast, sonst weiß ich nicht, ob es mich nicht doch interessiert.“ „Gut. Also, der Tumor hat sich gelöst und ist mit dem Blut aus dem Körper geschwemmt worden.“ „Was? Das sollte mich nicht interessieren? Das ist ja wie Ostern, Weihnachten und Pfingsten an einem Tag! Ich freu mich ja so für dich.“ „Und warum freust du dich nicht für dich?“ Verwirrt guckte Thomas drein. Was sollte denn diese Frage? Kevin lachte: „Jetzt arbeitet es in dir. Es ging mir um deine Selbstliebe. Kannst du dich trotz deines Zustandes noch lieben? Hast du nicht vor drei Tagen noch gedacht, wäre ich doch an Kevins Stelle? Trugst du nicht massive Selbstmordgedanken mit dir herum?“ „Ja, das hast sehr gut erkannt. Ist es denn nicht so, dass die Behinderten ausgegrenzt werden? Wer interessiert sich denn schon für einen Kranken? Nur die Gesundheit und Schönheit ist wichtig.“ „Wer hat dir denn diesen Blödsinn eingetrichtert? Ein Behinderter grenzt sich immer nur selber aus. Geh auf die Menschen zu und misch dich unters Volk. Lege dir einen Hund zu, das erleichtert den Kontakt ungemein.“ Augenzwinkernd setzte er hinzu: „Auch bei der Damenwelt.“ Thomas musste das erst mal verarbeiten. Da schoss Kevin einen neuen Pfeil ab: „So, eins kann ich dir sagen und das mit Garantie, mich wirst du bis zu deinem Lebensende nicht mehr los. Das ist der Dank –oder die Strafe?- für deine Rettung. Du bist sozusagen mein „Blutsbruder“ geworden und dafür danke ich dir von Herzen.“ Thomas war vor Rührung sprachlos und nickte nur noch zustimmend.

Wie ging es weiter mit den Beiden? Kevin engagierte sich sehr für die Krebshilfe und Thomas wurde Vorsitzender in einem Verein, der sich für die Belange der Behinderten einsetzte. Er konnte so dafür sorgen, dass die Integration Behinderter in die Gesellschaft reibungsloser gelang. Eins sollte noch erwähnt werden. Beide heirateten und hatten Kinder. So sagten sie ja zum „das Leben lieben“.

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Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
Wer kuschelt, kann nicht streiten.

White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

11.09.2005 09:50
#13 RE: Meine Schreibereien Antworten

Mut und Kraft

Ich hab unglaublich große Kraft,
gepaart mit Mut und Willen,
das wird durch Liebe nur geschafft,
dazu braucht ’s keine Pillen.

Mein Potenzial, noch nicht ergründet,
unsagbar groß, voller Gefühl,
wie ein Strom ins Meer es mündet,
das Universum ist mein Ziel.

Wer mir will folgen, hat ’s ganz leicht,
ich hinterlass’ ’ne breite Spur
und wenn die Liebe nicht ganz reicht,
dann geb’ ich dir sie pur.

Zweifel, Angst und Hinterlist,
die kannst du ganz vergessen,
das Leben ist so, wie es ist,
kannst du es denn ermessen?

Ich bin so stark, weil ich kann weinen,
denn Tränen sind so wunderschön,
sie lösen wie beim Schiff die Leinen
und bringen uns in größte Höh’n.

Das Lachen ist sehr wichtig auch,
führt es zum Ursprung uns zurück,
ich hör’ so oft auf meinen Bauch,
bau auf Vertrauen nur mein Glück.

Was ist schon Glück und was denn Pech?
Nur Worte ohne Zweck und Sinn.
Lass die Worte einfach wech
und gib der Liebe dich ganz hin.

Ich lasse meine Seele fliegen,
die Flügel ausgebreitet sin’
in Selbstmitleid bleib ich nie liegen,
weil Mut und Kraft tief in mir d’rin.

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Ich wünsche allen Wesen Wohlgefühl.
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White Wolf Offline

Wesen des Waldes


Beiträge: 103

13.09.2005 11:52
#14 RE: Meine Schreibereien Antworten

Befreiung

Endlich hab ich mich befreit,
es reichte mir schon lange,
es ging mir einfach viel zu weit,
war viel zu oft zu bange.

Ich musst’ mich jeden Tag verbiegen,
musst’ so tun, als ging ’s mir gut,
nur um ein bisschen Geld zu kriegen,
fand nein zu sagen ich kein’ Mut.

Doch Angst zu haben ist vorbei
und sei der Weg auch noch so hart,
die Ketten waren schwer wie Blei,
das Schloss zu lösen nur ganz zart.

An mich allein ich glaub nur noch,
es geht nicht, gibt ’s für mich nicht mehr,
ein Jeder kann das, glaubt ’s mir doch,
fürcht’ ihr euch all’ noch immer sehr?

Ist mir der Pfad auch unbekannt,
na und? Ich geh ihn weiter.
Er führt mich durch das ganze Land,
bin ich ein einsam’ Streiter?

Alleine ich geh meinen Weg
und vieles ich erlebe,
doch alles, das hat seinen Zweck,
an Gütern ich nicht klebe.

Fröhlichkeit und Wohlgefühl,
dies werde ich verbreiten,
werft von euch den Gedankenmüll,
das Leben wird euch leiten.

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Fuchsfrau Offline

Wesen der Natur


Beiträge: 365

17.09.2005 15:50
#15 Deine "Schreibereien" Antworten

Lieber Weißer Wolf,

seit Deine Geschichten hier stehen, schleiche ich um sie rum... lach. Leider hab ich im Augenblick nicht den Kopf, sie wirklich mit der angemessenen Ruhe und Muse zu lesen, aber ich freu mich drauf!!

Ein Auge hab ich schon riskiert und was das Auge mir gezeigt hat, hat mir gut gefallen

Herzliche Grüße von Lisa

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